Die Geschichte vom Scheinheiligkeits-Brei

Es waren einmal zwei benachbarte Fürstentümer, ein großes im Norden und ein kleines im Süden. Beide lagen sie im Abendland und es ging ihnen gut. Weil es aber zu jener Zeit viel Elend im Morgenlande gab, beschloss die Fürstin des Nordens, dass für die Armen im Orient ausreichend gekocht und Quartier gegeben werden sollte. Sie gab dies in Auftrag und lud die vielen Morgenländer gleich ein, zum Festmahl zu kommen. In ihrer Güte vergass sie aber, dass der Weg für die Morgenländer weit und lebensgefährlich war. Sie wusste auch nicht, wie viele von ihnen und wer da überhaupt kommen würde. Das war ihr aber egal. Nur die Einladung war ihr wichtig.

 

Die Fürstin legte zu dieser Zeit auch fest, dass für die eigene Bevölkerung ebenfalls etwas gekocht werden müsse. Das brave Volk sollte einen besonderen Brei bekommen. Auch die Zutaten des Breis bestimmte sie gleich selber: Auf ihre Anordnung hin mussten die großen Küchen des Landes (man nannte diese damals auch "Redaktionen") zunächst die Milch der frommen Denkungsart als Grundstoff für den Brei benützen. Weiters musste zu gleichen Teilen das fettglänzende Humanitäts-Gewürz und der ölige Euphemismus dazu getan und als Geschmacksverstärker und Kennstoff des Breis eine Riesenportion süßliche Scheinheiligkeit hinzugefügt werden.

 

Die vielen Hilfs-Köche (damals auch "Redakteure" genannt), waren in ihren politkorrekten Küchen eifrig dabei, all ihre Küchenjungen und Mädchen den Brei als Pflichtnahrung zu verabreichen, damit sie sich an diesen gewöhnten und ihn auch verlässlich unter die Leute brächten. Das war Teil des Auftrags der Fürstin. Am Beginn gelang das sehr gut, der Brei war warm, fett und süß und schmeckte vielen.  Die anfänglich noch recht wenigen Leute, die den Brei wegen seiner Konsistenz so gar nicht mochten, wurden übel beschimpft und zur Strafe in ein dunkles Eck gestellt.

 

Zu dieser Zeit war auch der Fürst des südlichen Landes vom Scheinheiligkeits-Brei sofort begeistert und führte ähnliches in seinem Lande durch. Reihenweise wurden die Redaktionen zu Breiküchen. Der Süd-Fürst war gegenüber der mächtigen Fürstin des Nordens sehr hilfsbreit und ließ durch einen damals noch Untergebenen die bereits in Scharen eintreffenden Morgenländer zu Tausenden durch sein Land Richtung Nordwesten karren. Die Fürstin erwartete doch ihre Gäste! Der nämliche Untergebene war von Beruf Menschen-Transporteur und seine gutherzigen Taten verschafften ihm nach dem überraschenden Verschwinden des Süd-Fürsten dessen Platz am Thron.

 

Dann jedoch geschah das Unerwartete: In demselben Maße, in dem der Scheinheiligkeits-Brei aus den blubbernden Redaktionsstuben quoll, drangen auch die eingeladenen Morgenländer ins Land. Es wurden immer mehr und mehr. Denn sie wurden nicht nur von besagtem Menschen-Transporteur nach Norden gebracht, nein, sie kamen auf allen nur erdenklichen Wegen ins Land der Fürstin. Das gefiel dem braven Volk dort zunehmend weniger. Die Bürger wollten nun schon in großer Zahl  den Brei verweigern und sehr viele kündigten den ihre Pampe kochenden politkorrekten Redakteuren die Gefolgschaft auf.

 

Zuviel Scheinheiligkeits-Brei und zuwenig Hausmannskost, das geht selbst bei den braven, treuen deutschen Gefolgsleuten auf Dauer nicht gut. Der Volkszorn wuchs und bald wollte fast niemand mehr den fürstlichen Brei verzehren. Doch wie von Hexenhand gesteuert, es hörte nicht auf: Der Brei quoll aus den Redaktionen und die Morgenländer kamen in hellen Scharen.

 

In der fernen großen Brüssler Stadt, wo sich die Herrscher regelmäßig trafen, wurde die Fürstin für ihre Menschlichkeit und ihren Brei noch immer gefeiert. Niemand dort glaubte, dass es je zuviel Brei geben oder dass man sich gar daran satt essen könne. Und jeder bestritt, dass man auch mit Menschlichkeit den Menschen schaden kann, wenn man zuviel davon an Fremde verschenkt. Und überhaupt sollte das Volk doch froh sein, so guten süßen Brei zu bekommen! Der fördert die Humanität!

 

Doch genug war genug. So kam es, dass das Volk aufstand und die Fürstin vertrieb. Man nannte das "die Abwahl". Auch die Morgenländer wurden in großer Zahl wieder in ihre Heimat gebracht, denn niemand hatte Verständnis dafür, dass die meisten von ihnen ja gar keine Rechtfertigung hatten, als Dauergast im Fürstentum zu bleiben. Das Volk hatte doch eigentlich niemanden eingeladen! Und warum sollten so viele Morgenländer das Abendland einfach so zur Heimat bekommen?

 

Die meisten Brei-Küchen schlossen ihre Pforten, denn niemand wollte mehr den redaktionellen Scheinheiligkeits-Brei zu sich nehmen. Man war in jeder Hinsicht satt. Und das Essen holte oder kochte man sich nun selber. Man brauchte dafür keine Rezepte von "oben" und schon gar keine vielen Köche, die einem ohnehin nur den Brei verderben.

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Kommentare: 3
  • #1

    Kurt Langer (Mittwoch, 24 August 2016 07:32)

    Leider endet auch diese "Mitteilung" mit der Phrase >> und da sich nicht gestorben/abgewählt/entmachtet sind wurschteln sie ungehindert weiter auf dem Rücken des Volkes!

  • #2

    Helge Salzburg (Mittwoch, 24 August 2016 10:02)

    Bla Bla Bla

  • #3

    Gh (Samstag, 27 August 2016 18:25)

    Weder die Breikocher noch die Breiesser werden es letztlich überleben! Auch die mit dem großen "goldenen" Löffel werden ihn dereinst abgeben müssen und wieder zu Staub zerfallen! Und das ists was uns alle gleich macht!
    Irgendwie sehr beruhigend...... Oder?
    Wir alle warten auf die Stunde 0!