Tempi passati?

An der Adria gibt es reihenweise ideale Badeorte für Familien mit Kindern. Grado, altösterreichische Stadt mit langer Tradition und reicher kultureller Geschichte, ist nicht nur ein solcher Badeort, sondern auch das historische Kondensat der adriatischen Region um Aquileia. Man kann hier die große Vergangenheit und ihre heute noch präsenten Zeugen sehen und spüren. 

 

Wer in Grado an den Strand geht, sieht fast ausschließlich Eltern mit ihren Kindern. Ganz normale Familien eben, in ihrer klassischen Zusammensetzung als Mutter, Vater und Nachwuchs. Italiener, Österreicher, Deutsche und einzelne Nord- sowie Westeuropäer zeigen sich hier in ihrer traditionellen soziologischen Erscheinungsform. Es gibt auch praktisch keine demonstrativ gleichgeschlechtlichen Paare. Es ist der Ort und die Zeit von Eltern und Kindern und alles hat seine alte, überlieferte Ordnung. Die entspannte, heitere Stimmung ist dem, was man idyllisch nennt, ziemlich nahe und die aktuellen Probleme samt ihren brennende Fragen scheinen wie ausgeblendet - als ob sie gar nicht existieren würden. 

 

Man fühlt sich wie in einer Exklave des Normalen und des ursprünglich Europäischen. Urlaub wie früher. Genauer: Die Zeit scheint hier überhaupt vor dem Merkel-September 2015 stehengeblieben zu sein. Weit und breit kein Burkini am Strand und man hört nur die Sprachen, die hier immer schon gesprochen wurden. Nicht einmal die nordafrikanischen Handtuch- und Schmuckverkäufer fallen weiter auf, sie versuchen wie eh und je, ihre Ware anzubringen.

 

Der legitime Wunsch der Menschen nach dem Normalen, nach dem Traditionellen und nach dem Ungestörten ist förmlich greifbar, weil er gerade hier so präsent ist und ganz einfach gelebt wird. Noch dazu völlig unprätentiös. Man hat Kinder, eines, zwei, viele - und man ist Familie. Wer in der heißen Sonne den Strand entlanggeht, empfindet die allseits beklagten zu niedrigen Geburtenraten  ungefähr so real wie winterlichen Frost und Schneefall. Man kann es irgendwie nicht glauben, weil hier alles so wohlig und stimmig erscheint und doch weiß man: Es gibt diese Bedrohung, aber im Moment ist sie weit weg und man selber ist definitiv nicht schuld dran.

 

Die Welt ist wenigstens im Urlaub noch in Ordnung und die Familien wissen im Innersten genau, dass sie die Keimzellen der Gesellschaften sind.  Die Zukunft steckt immer in den Familien. Wie diese aussehen könnte, kann man am Strand der Adria erahnen. Dass diese unsere eigene Zukunft hochgradig gefährdet ist, erfährt man dann leider am Abend in den Nachrichten.

 

Wir sollten uns aber trotz allem nicht damit abfinden, dass die idyllischen Verhältnisse möglicherweise Stefan Zweigs "Welt von gestern" näher sind als der echten Welt von morgen. Europa hat es in der Hand, sein Schicksal selber zu meistern. Dazu ist aber eine konservative Revolution notwendig und dazu gehört die wuchtige Rückkehr der traditionellen Familie als Sinnbild und Desiderat einer gesunden Gesellschaft.  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Richard IV (Dienstag, 30 August 2016 07:42)

    es wird (leider) keine konservative revolution geben. so sinnvoll sie auch wäre.
    es ist wunschdenken, zumindest in unserer freien gesellschaft. ich sehe, kann nur von wien reden, vor allem zerbrochene familien oder menschen, ohne jegliche feste beziehungen.