Die Gleichstellung ist keine Bonbonnière

(Der nachfolgende Text ist keine frauenfeindliche Argumentation, sondern spricht lediglich fundamentale Fragen der Gleichstellung an. Der Artikel ist auch kein Vorwurf an kinderlose Frauen, denn das alleinige Beschreiben von Tatsachen und deren Folgen ist keine Wertung. Es geht um einen Denkanstoß und um die Anregung zur Auffrischung der Debatte.)

 

So oder so ähnlich muss heute eine Einleitung aussehen, wenn es um das Thema "Gleichstellung der Frau" geht. Denn jede Debatte darüber ist längst zum selbstmörderischen Gang durch ein hochgefährliches Minenfeld geworden. Zumindest dann, wenn man die Diskussion ehrlich und umfassend führen will und nicht nur willkürlich ausgewählte Segmente bedienen möchte.

 

Die Politische Korrektheit und der Feminismus verbieten es mittlerweile, die zugrunde liegenden Fragen zur Gleichstellung sachlich und klar anzusprechen. Die ewig selben Erinnyen lauern an jedem Eckpunkt der Debatte, um alle Abweichler vom verordneten Mainstream in der Luft zu zerfetzen und danach deren Einzelteile im Shitstorm in alle Winde zu verblasen. Die Rache ist mein, sprach die Frau.

 

Nahezu alle Politiker und Medienleute halten sich daher an dieses Gebot der Heuchelei. Von seinen Erfindern, den Linken, wird es überhaupt als Mantra gelebt. Und die meisten Männer und auch recht viele Frauen vermeiden es, in der Öffentlichkeit über die Gleichstellungsfrage wirklich Tacheles zu reden. Tut es jemand dennoch, dann darf diese Person das nur, wenn sie erkennbar affirmativ für die Sache der Frau eintritt und zunächst einmal den Begriff "Gleichstellung" als an sich sakrosankt erklärt. Selbstredend nicht ohne vor jedem Statement zum Thema die angeblichen oder echten Defizite der sozialen Frauenpositionen voranzustellen und deren Bekämpfung vehement einzufordern.

 

Das ist natürlich widersinnig und ein intellektueller Sündenfall ersten Ranges. Ein paar beispielhafte Fragen illustrieren, wie unlogisch das gesamte feministische Gedankengebäude ist, wie ungeklärt die Gleichstellungsfragen eigentlich sind und wie dringend notwendig eine Fortführung der Debatte daher ist:

 

1. Warum gehen Frauen noch immer 5 Jahre früher in Pension als die Männer?

Frauen leben im Schnitt über 6 Jahre länger als die Männer, sie sind daher nicht nur früher, sondern auch unverhältnismäßig länger in Pension als die einstigen Herren der Schöpfung. Dafür beklagen die Frauenkämpferinnen regelmäßig und lautstark das "Gender Pay Gap" (also das generell geringere Einkommen) der Frauen. Nach validen Berechnungen macht dieser Unterschied zwischen Mann und Frau aber nur ca. 5% aus und nicht die ständig kolportierten 16-23%. Um auf die exakten und wahren Zahlen zu kommen, muss man nämlich alle Einflussfaktoren mit einberechnen und das liegt offenbar vielen wortführenden Damen leider nicht so wirklich. Abseits dieser dauernd kolportierten Fehlinformationen ist es aber natürlich ein Gebot der Fairness, für dieselbe Arbeit denselben Lohn zu bekommen.

 

Die Pensionsfrage wird noch viel schwerwiegender, wenn sie kinderlose Frauen betrifft, denn das niedrigere Pensionsalter fußt eigentlich darauf, dass Frauen eben Kinder bekommen und als Mütter im Laufe des Lebens etlichen Belastungen ausgesetzt sind. Die frühe Pensionierung für berufstätige Mütter war nicht zuletzt als eine Art Belohnung gedacht. Wenn Frauen also de jure früher in Pension gehen und keine Kinder haben, ist die so oft thematisierte Benachteiligung der Frau nicht erkennbar.

 

 

2. Warum müssen Frauen keinen Wehr- oder Zivildienst ableisten?

Die Frauen in Österreich dürfen zwar zum Militär, sie müssen aber nicht. Die Männer hingegen müssen dorthin. Oder eben zum Zivildienst. Dieses Faktum ist nur durch den Krieg, der einst reine Männersache war, historisch zu begründen: Die Männer zogen ins Feld, die Frauen zogen die Kinder auf. Wenn Frauen heute Männerrechte und Gleichstellung fordern, müssen sie naturgemäß auch einrücken wollen. Der Zivil- oder Militärdienst müsste bei logischer und redlicher Argumentation längst Pflicht für alle sein. Darüber wird in manchen anderen Ländern (wie z.B. in Israel) nicht einmal mehr diskutiert, dort ist es schon lange gelebte Realität.

 

Allein aus diesen beiden hier gestellten Fragen erkennen wir: Das Problem ist längst noch nicht durchdiskutiert, die Lücken sind groß. Das Projekt "Gleichstellung" kann keine Bonbonniere sein, aus der man sich zuerst die besten Pralinen stibitzt und danach den Rest der Schachtel mit dem vorwurfsvollen Hinweis auf die fehlenden Bonbons zurückgibt. Gleichstellung kann es nur geben, wenn man mit den geforderten oder schon gegebenen Rechten auch alle Pflichten mitnimmt. 

 

Und ob man will oder nicht, die Frage der Gleichstellung wird durch Kinderlosigkeit immer aggraviert: Wenn eine Frau kinderlos bleibt, nie Militär- oder Zivildienst leistet, 5 Jahre früher in Pension geht und 83 Jahre alt wird - wo genau ist dann ihre sachliche Benachteiligung gegenüber einem Mann, der den Grundwehrdienst absolvierte, zwei Kinder erhalten hat, mit 65 pensioniert wird und mit 77 stirbt ?

 

Falls sie Mütter sind, werden Frauen hingegen krass unter ihrem Wert geschlagen. Vor allem die berufstätige Mutter ist noch längst nicht gebührend positioniert. Auch in ihrer sozialen Reputation ist sie es nicht: Die linke Frauen-Ideologie hat es geschafft, die arbeitende, alleinstehende und kinderlose Frau als die neue Ikone der Weiblichkeit zu definieren. Und wenn diese Frau zufällig keine in Hochglanzmagazinen präsente Star-Managerin wird, sondern "nur" die ganz normale Doppelbelastung zu tragen hat, dann wird sie eben als Opfer der bösen Männerwelt dargestellt und damit ebenfalls ikonenhaft. Dazwischen gibt es nichts. 

 

Auch wenn die offizielle Debatte sich immer um Kinderbetreuungsplätze, Verbesserungen beim Kindergeld, Papa-Monat etc. dreht - es ist kein echtes Anliegen der Linken, die Mütter zu fördern und ihnen jene Wertigkeit und jenen Raum zu geben, der ihnen zusteht. Es geht den linken Frauen immer nur um diejenige Art der Gleichstellung, die im Grunde eine Überhebung ins Bessere und Herrschende ist. Die ideologische Suprematie der Frau ohne Nachwuchs wurde folgerichtig dieser Tage vom Club of Rome weltweit als Ziel dargestellt: Wer keine Kinder hat, soll mit 50 eine Prämie von 80.000 Dollar bekommen. Denn nur eine Reduktion der Kinderzahl könne die Welt retten, behaupten zwei Wissenschaftler im Dienste des ominösen Clubs.  

 

Die Wendungen der einst völlig berechtigten Anliegen der Sufragetten und der frühen Frauenkämpferinnen in heute regelrecht pervertierte Forderungen und Positionen haben längst stattgefunden. Die Konservativen machen fleißig dabei mit und quatschen halt gelegentlich von der Frau, der Familie und deren Wert - aber nur, um ihr bürgerliches Feigenblatt nicht zu verlieren. Sie schaffen es nämlich nicht, die neuen Kleider der neuen Kaiserinnen als das darzustellen, was sie sind: Hochgejubelte, aber nicht vorhandene Prachtgewänder von Nackerpatzeln, die sich selbst in eine Sackgasse manövriert haben, aus der es kein Entrinnen gibt.

 

 

Links:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/5085075/Club-of-RomeBericht-fordert-weltweite-EinKindPolitik 

http://www.profil.at/home/einkommen-loehne-die-wahrheit-ungleichheit-323607

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Andreas Pizsa (Sonntag, 18 September 2016 11:28)

    Für Einleitungen wie diese gibt es ja inzwischen sogar den Fachbegriff "Trigger Warning".

    "Vorsicht: hier könnten Sie auf eine andere Meinungen stoßen. Bereiten Sie sich vor, in den Safe Space zu flüchten und eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen."

    An amerikanischen Universitäten ist das bereits Normalität.

  • #2

    Maximilian Stirner (Montag, 19 September 2016 00:14)

    Aus der Seele und aus dem Hirn geschrieben!
    Besten Dank!

  • #3

    Martin H. (Montag, 19 September 2016 15:15)

    Das Geschwurbel des Club of Rome sollte man nicht zu ernst nehmen., denn wenn sich die ehrenwerte Gesellschaft dieses Klubs so an der Kinderschar stört, dann sollen die dort mit ihrer Kritik ansetzen, wo die Überbevölkerung wirklich entsteht - in der dritten Welt.
    Der nächste Punkt ist die angeblich ungleiche Bezahlung für gleiche Leistung. Wenn dies so wäre, dann würden die Männer ja meist arbeitslos sein da zu teuer. Ich hab auch noch keine unterschiedlichen Kollektivverträge für Mann und Frau gesehen und die Bezahlung, die über den Kollektivvertrag hinaus geht, geht nur den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber was an.