The Medium is the message?

Die Medien haben eine neue Rolle übernommen: Sie sind von der demokratiepolitisch sinnvollen und notwendigen  "Vierten Macht im Staate" zu einer selbsternannten moralischen und politischen Deutungsmacht geworden. Was richtig und gut ist, bestimmen heute die Medien und was politisch und korrekt ist, wird ebenfalls durch die Medien festgelegt. Nicht mehr die Politik definiert die Handlungsfelder und den Werte-Kanon, nein, die Medien tun das.

 

Einst mächtige moralische Instanzen wie die Kirchen sind überhaupt schon lange an den Rand gedrängt worden und die neuen Kathedralen sind längst die Medienhäuser. Dieser paradigmatische Switch hat den Medien gar nicht gutgetan. Und er schadet natürlich auch der Demokratie ganz massiv.

 

Die Regierungspolitik selbst hat diese Transformation der Deutungshoheit zugelassen und sie sogar noch fleißig befördert. Die Politiker haben sich ihrer vom Volk verliehenen Macht beraubt und diese an die Medien übergeben. Aus Angst, eine "schlechte Presse" zu haben, nicken heute die stets phrasendreschenden politisch Verantwortlichen den Reportern nur noch freundlich grinsend zu und haben Horden von Presse-Beratern, die ihnen die Wortspenden vor Abgabe schön zurecht modellieren. Die Verantwortlichen antworten dann willfährig auf alle Fragen nur im Sinne des Fragenden.

 

Nur nicht anecken, das ist die Devise der politisch Verantwortlichen. Die Inhaltsarmut und damit die Erbärmlichkeit sind längst zum Erkennungsmerkmal des politischen Interviews geworden. Ausnahmen bestätigen hier nur die Regel. Neu ist, dass einzelne führende Politiker genau aus den oben genannten Gründen jetzt auf Instagram ausweichen und sich nur noch in Photos darstellen. 

 

Für die Opposition gilt die Kritik nicht, sondern in der Opposition findet man stets die mutige Abteilung - vor allem im rechten Flügel. Von dort kommt das Kontra und dort scheut man sich nicht, mit klaren Positionen Kante zu zeigen, gerne auch um den Preis der Empörung bei den üblichen Mainstream-Getreuen. 

 

Viele Medienleute wähnen sich aufgrund des medialen Bedeutungswandels und des Rückzugs der gestaltenden Politik nun in der Position, über Politik und Zeitgeschehen nicht nur berichten zu müssen, sondern diesen Berichten auch ihre jeweils persönlichen politischen und moralischen Meinungen beimengen zu dürfen. Das ist schlecht. Ganz schlecht sogar. Wohlgemerkt: Wähnen kommt von Wahn. Und Bericht und Meinung sind zwei grundverschiedene Gattungsarten.

 

Formal sind die beiden Gattungen "Bericht und Kommentar" zwar nach wie vor getrennt, aber sie fließen immer mehr ineinander und sind oft gar nicht wirklich unterscheidbar, weil das "Infotainment" zu einem Credo vor allem der TV-Medien geworden ist. Die sogenannten Qualitätsmedien haben zwar brav ihre Glossen und Leitartikelspalten, aber auch hier verschwimmen die Grenzen immer mehr. Das Kommentar hat längst die Überhand gewonnen, die Meinungen der Redakteure bestimmen die Linie des jeweiligen Mediums. 

 

Und freilich haben sich in dieser neuen Ursuppe der Kommunikation auch die politischen Botschaften ihre Stammplätze gesucht. Die Medien nennen sich zwar alle objektiv und unabhängig, aber durch die Presse-Förderung und die oft schon diskutierte politische Inseratenschaltung kann man die meisten Gazetten dieses Landes den politischen Lagern gut zuordnen. Im Hintergrund werken die politisch Verantwortlichen in der chronisch verhaberten politmedialen Szene als Impulsgeber und freuen sich, wenn sie nicht direkt angegriffen werden, sondern ein paar wohlwollende Kommentare einheimsen können.

 

Und natürlich gilt für die Medien: Gebracht wird, was Kohle bringt. Oder Leser (was ja dasselbe ist). So einfach geht das Geschäft nach wie vor, auch wenn es nicht mehr so gut geht.  Die Social Media (SM) laufen den traditionellen Medien stetig mehr den Rang ab. Auch die größte Medienorgel des Landes, der quasi-staatliche ORF und andere Riesen spüren den neuen Druck. Die NEWS-Gruppe etwa muss gerade ordentlich Federn lassen. Dem ORF ist die Krise noch egal, er wird eh zwangsfinanziert. Noch. Die anderen schwimmen. In jeder Hinsicht.

 

Als Ausgleich für ihre Auftragsarbeiten in den institutionalisierten Medien einerseits und als Beweis ihrer Sendungsmacht andererseits treten führende Medienvertreter aus Presse und Fernsehen immer öfter in den SM auf, um dort Unabhängigkeit vorzugaukeln und Meinungsbildung zu betreiben. Leider käuen sie aber dann doch nur die Meinung ihrer Brotherren wider. Speziell die aus dem linken Spektrum kommenden Reporter surfen die selber erzeugte Welle des moralischen Mainstreams und rufen dabei laut: Schaut her, wie super ich bin. Die Knie zittern dabei schon, weil man weiß, dass man nur in einer Blase unterwegs ist, die demnächst platzen wird.

 

Hybris und Existenzangst gehen also bei vielen Medienleuten Hand in Hand - und diese Mischung ist eine üble. Die einen versuchen, durch immer greller werdende Gestaltung den Konsumenten an sich zu binden, die anderen gerieren sich jeden Tag ein bisschen mehr als die zeigefingerwackelnden Moralpäpste und als die von der Politik legitimierten Meinungsbildner. Dabei scheuen viele auch vor tendenziösen und manipulativen Maßnahmen nicht zurück und konterkarieren damit ihre eigentliche und de facto durchaus edle Aufgabe: Nämlich kritisch und objektiv zu sein und die Meinungs- und Informationsfreiheit zu fördern.

 

Das Paradoxe dabei ist, dass die sogenannten Boulevard-Medien mittlerweile am glaubwürdigsten geworden sind, weil sie nicht versuchen, das Volk zu belehren und in bestimmte Denk- und Moral-Richtungen zu drängen. Jeder weiß, dass der Boulevard reisserisch ist, aber jeder weiß auch, dass die Botschaften und Berichte dort im Grunde stimmen.

 

Die Migrationskrise und die zugehörige Berichterstattung waren und sind die Nagelprobe der politisierten und politisierend-moralisierenden Leitmedien. Und da haben sie bis jetzt schauderhaft versagt.  Ein Sinneswandel der Verantwortlichen ist aber bis jetzt nicht in Sicht, obwohl die Damen und Herren natürlich intelligent genug sind, ihr Problem zu erfassen. Aber es ist wohl so programmiert, dass Lemming bleibt, wer Lemming ist.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Stiller Mitleser (Dienstag, 27 September 2016 13:31)

    Menschen ohne Internet und das sind viele) sind ahnungslos,frei von Depression oder Panik.Schwer zu sagen,wer besser dran ist.Die täglichen Nachrichten lassen einen pro Woche um Jahre altern.
    Dabei setzt sich der Wahnsinn ausbaufähig durch :
    Sämtlich Schlüsselpositionen in der Republik noch schnell mit (rotem) Parteikader besetzen ( sonst könnte es womöglich noch einen Berufssoldaten mit Ethik einfallen für die Bürger und nicht für die Partei zu agieren) sicher ist sicher falls die Wahlverschiebung auf Weihnachten doch nicht den gewünschten Erfolg bringt. In der (bei falschen HBP Wahlergebnis) kommenden Notverordnung ein wenig Kleingedrucktes um Im "Krisenmanagement" nicht durch lästige NR Wahlen mit ungewissen Ausgang gestört zu werden. Die Bürger wurden angewiesen Vorräte anzulegen, mit Erdogan wird munter weiterverhandelt aber Strache ist das Böse in Person
    Es wird finster in der Republik . . . .