Soll Kinderlosigkeit bestraft werden?

"Ich wäre dafür, dass die freiwillig Kinderlosen in der Pension weniger Geld bekommen, weil sie mit ihrem gewählten, kinderlosen Lebensstil weniger für den Fortbestand und die Zukunft des Staates geleistet haben. Wenn ich keine Kinder bekommen hätte, hätte ich diese Einschränkung als fair empfunden. Aber so weit wird es wohl nicht kommen, die Politik hat zu viel Angst vor der Zukunft, um einen solchen Schritt zu setzen."

 

Nein, diese Aussage ist nicht von mir, obwohl ich mich während meiner politischen Tätigkeit schon öfters ähnlich geäußert habe und dafür von linken Polit-Kollegen und natürlich von politisch korrekten Medien regelmäßig verdammt wurde. Wer aber sagt denn da noch solch "pöhse" Sachen? Das oben angeführte Zitat stammt vom bekannten Mathematiker und Publizisten Rudolf Taschner, der diese Sätze in einem Interview mit der steirischen Kleinen Zeitung (2.10.2016) wörtlich genau so sagte. Anlass des Interviews war sein neues Buch.

 

Man wird den angesehenen Professor vermutlich wegen dieses Interviews politisch nicht verfolgen - vor allem, weil er ja kein Politiker ist. Ein paar linkskorrekte Kritiker(innen) werden natürlich über ihn herfallen und möglicherweise werden ihn die zuletzt in allen Medien präsenten und überragenden "Experten" des Club of Rome, die ja unlängst die Kinderlosigkeit finanziell belohnen wollten, auch direkt angreifen. Egal, seine Worte sind jedenfalls grundsätzlich richtig und einer tiefergehenden Überlegung wert. 

 

Soll also eine Kinderlosigkeit, die aus rein hedonistischen und egoistischen Motiven lebenslang aufrecht erhalten wird, finanziell bestraft werden? An dieser Frage scheiden sich sofort die Geister und die Debatten werden umgehend polemisch. Man muss die Frage daher anders stellen: Sollen Eltern und speziell Mütter von der Gesellschaft dafür belohnt werden, dass sie Kinder haben?

 

Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Wer Kinder hat, trägt in jeder Hinsicht mehr zur Gesellschaft bei als die Kinderlosen. Familien sind die Leistungsträger der Nation. Kinderhaben muss daher sowohl finanziell wie auch durch allgemeine Wertschätzung belohnt werden, das ist ein simples Gebot der Fairness. Für diese Selbstverständlichkeit braucht man keine großartigen demografischen Studien oder komplizierte Pensionsdebatten, dafür reicht der Hausverstand.

 

Und natürlich gilt auch hier der Kant`sche Kategorische Imperativ: "Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns zum allgemeinen Prinzip erhoben werden kann." Hätte niemand Kinder und würde man das auch so verlangen, wäre es kein lebbares Prinzip. Aber zu fordern, dass alle Menschen Kinder haben sollten, ist hingegen eine allgemein machbare und sinnvolle Maxime.

 

Rudolf Taschner spricht in seinem Statement eine leicht umsetzbare Form der Belohnung an: Eltern sollen grundsätzlich höhere Pensionen bekommen als Kinderlose. Das ist klarerweise eine politische (Heraus-)Forderung, wie er richtig anmerkt. Und die Entrüstung, die auf solche Forderungen folgt, kennen wir nur zu gut. Bürgerliche Politiker, die so etwas in den Raum stellen, werden vom Juste Milieu dafür regelmäßig abgestraft. Und das ist kein österreichisches Phänomen, sondern genauso z.B. in der CDU zu beobachten. Überall wurden bei den Konservativen die Versuche, bürgerliche Fairness herzustellen, durch linkslastige politische Korrektheit ersetzt. Eine Ausnahme stellt hier das sozialistische (!) Frankreich dar: Familien mit Kindern werden dort steuerlich stark begünstigt.

 

Wenn man in unseren Breiten die Belohnung der Mehrkindfamilien anspricht, so wird von den Fans der Kinderlosigkeit moniert, es sei antiliberal, die Leute mit Kindern zu bevorzugen, weil es die "Lebensplanungen" generell einschränken würde oder diese zumindest beeinflusse. Das ist Nonsens. Jeder Mensch kann und soll so leben wie er will. Wenn er keine Kinder hat, bekommt er eben weniger Pension - so what? Kinderlose haben ihr ganzes Leben lang relativ mehr Zeit und Geld für sich selber zur Verfügung und sie profitieren immer davon, dass andere Leute Kinder haben. Wo ist also hier ein Fairness- oder Liberalitätsproblem für sie?

 

Ein Problem haben wir vielmehr dann, wenn wir so eine Forderung nicht umsetzen. Wir müssen endlich dem negativen Nimbus der kinderarmen Gesellschaft mit klaren politische Handlungen entgegentreten. Von all den üblen Auswirkungen, die uns die Ausdünnung der Jugend und die Reduktion der Geburtenraten gebracht haben, soll hier noch gar nicht die Rede sein. Es gibt reihenweise Gründe, warum die Leute mindestens 2 Kinder haben sollten. Das sind eigene große Themenkreise (wie Migration, Überalterung, Krankheiten etc) und darüber soll ein andermal geredet werden. Jetzt geht es zunächst einmal darum, Eltern und vor allem Mütter gesellschaftlich besser zu stellen. 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Matthias Wolf (Donnerstag, 06 Oktober 2016 06:25)

    Sehr geehrter Herr Franz!

    Ich schätze Sie und (meinen ehemaligen Physiklehrer) Taschner sehr, aber da versteigen Sie sich beide in etwas, denn das ist nicht durchdacht: Wie sollen denn entsprechende Regelungen aussehen? Wie viele Kinder muss ich in die Welt setzen und bis wann? Muss ich zu einer Untersuchung antreten, wenn ich kinderlos bleibe? Sollte es an meiner Frau liegen, muss ich mich scheiden lassen oder wenigstens mit einer anderen Kinder zeugen? Oder gelten Adoptionen?

    Die einzige Möglichkeit, die ich sähe, wäre, Kinderlosigkeit ungeachtet der Ursache zu ›bestrafen‹. Dann sind Leute, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt, doppelt bestraft. Merke: wen das Leben straft, strafen auch die Gesellschaft und die Behörde.

    Über den Minderbezug von Sozialleistungen und oft höhere Beiträge, die gerade durch Kinderlosigkeit möglich werden, dürften Betroffene ihre Kinderlosigkeit übrigens bereits jetzt ohnehin mehr als ausgleichen.

    Und was den ›kategorischen Imperativ‹ betrifft, den Sie erwähnen: prinzipiell ganz richtig!

    Aber im anderen Sinn: Wir müssen von dem unseligen Generationenvertrag weg, der ausschließlich dann keine Probleme macht, wenn eine symmetrische, ungestörte Bevölkerungspyramide vorliegt! Denn genau aus dem entsteht eben /kein/ tragfähiges allgemeines Prinzip, wie uns Pensionsexperten vorrechnen.

    Die Veruntreuung der Einzahlungen der ersten Generation (um nichts anderes handelte es sich bei Einführung, als um schnelle Geldbeschaffung) unterjocht bis in alle Zukunft alle weiteren!

  • #2

    Georg H (Donnerstag, 06 Oktober 2016 19:18)

    Ich denke es geht ja nicht um Bestrafung der Kinderlosen. Viel mehr wird die Kinderlosigkeit im jetzigen System bevorzugt und subventioniert! Es genügt das auszugleichen. Derzeit erreichen Kinderlose eine frühere und höhere Pension, da sie nicht durch die Kinderpause eine Lücke in den Beitragsjahren bekommen und meist ein höheres Einkommen erzielen da sie keinen Karriereknick durch die Kinderjahre haben. Daraus ergibt sich eine höhere Bemessungsgrundlage und somit eine höhere Pension.
    Diese Mechanismen sind ein Resultat der geringen Wertigkeit (Stichwort europäische Werte) die die Gesellschaft diesem entbehrungsreichen und arbeitsintensiven Beitrag zur Gesellschaft beimisst. Vielmehr werden Frauen wie Brigitte Ederer und Frau Kaltenbrunner als Vorbilder aufgebaut.
    Auch steuerlich ist der Mehraufwand mit Kindern so gut wie nicht berücksichtigt, daher ist jeder gut beraten sich auf Maximierung seines seines Umsatzes / Karriere zu konzentrieren, was ohne Kinder deutlich leichter ist.
    Sowohl Steuerrecht als auch Pensionsregelungen könnten diesbezüglich angepasst werden ohne die Kindelosen explizit zu bestrafen, sondern vielmehr das Zeugen von Kinder und die kostspielige Aufzucht derselben zu berücksichtigen.
    Luxemburg hat z. b. so ein Steuersystem.
    http://www.luxembourg.public.lu/de/vivre/famille/parents/prestations-familiales/index.html