Medical Monday

Wirtschaftskrise senkt Sterblichkeit

Alles Schlechte hat sein Gutes. In Spanien wurde soeben nachgewiesen, dass eine längerfristig schlechte volkswirtschaftliche Situation die Gesamt-Sterblichkeit senkt. Am stärksten war dieser Effekt der Wirtschaftskrise in der Bevölkerungsgruppe mit dem niedrigsten sozioökonomischen Status. Anders gesagt: Ärmliche Verhältnisse wirken in Spanien offenbar lebensverlängernd. Die internationale sozialmedizinische Lehrmeinung war aufgrund der bisher erhobenen Datenlage immer vom Gegenteil überzeugt. Angesichts dieser Ergebnisse muss man diese nun vermutlich neu bewerten.

Die Forscher vermuten, dass in Spanien die allgemeine Abnahme von Risikofaktoren (aus Kostengründen wird weniger geraucht und weniger üppig gegessen) diese Reduktion der Sterblichkeit verursacht haben. Die Studie ist jedenfalls sehr beachtlich, weil sie die Daten von 36 Millionen Menschen beinhaltet und diese Datenmenge auch statistisch großes Gewicht hat.

Medizinisch, sozialpolitisch und freilich auch ethisch stecken da einige heikle und noch unbeantwortete Fragen drin. "Gib den Jahren mehr Leben statt dem Leben mehr Jahre", fällt einem dazu spontan ein. Aber leisten muss man es sich können... Und andererseits bekommt das ewige Streben nach mehr Wohlstand durch diese Studie ein großes Fragezeichen verpasst.

 

 

Wahlen sind stressig

Trump und Clinton stressen die Leute gewaltig. Eine US-amerikanische Studie besagt, dass für knapp 40% der US-Bürger die kommenden Wahlen ein echter Stressfaktor sind. Vor allem die Millenials (Leute zwischen 19 und 37 Jahren) und Ältere (über 70) leiden darunter. In diesen beiden Altersgruppen geben fast 60% an, unter Wahl-Stress zu leiden.

Aber es wäre nicht Amerika, hätten die psychiatrischen Kollegen nicht gleich ein Patentrezept zur Lösung des Problems bei der Hand. Hier ein kleiner Auszug aus den Tips (die sind ernstgemeint):

  • Limit media consumption. Read just enough to stay informed. Turn off the newsfeed or take a digital break. Go for a walk or spend time with friends and family doing things that you enjoy.

  • Avoid getting into discussions about the election if you think they have the potential to escalate to conflict. Be aware of how often you discuss the election with friends, family members, or coworkers.

Am besten also die berühmten "Drei Affen" machen: nix hören, nix sehen, nix reden. Im Klartext empfehlen die Kollegen damit die Entpolitisierung des Alltags, ja der Gesellschaft schlechthin. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist? 

 

 

Kurzsichtige sind intelligenter

Tragen Sie Brillen oder Kontaktlinsen wegen Ihrer Kurzsichtigkeit? Dann besteht Grund zur Freude: Laut einer Studie mit immerhin 4000 Teilnehmern sind Sie damit den intelligenten Menschen zuzurechnen. Allerdings hat das bei genauer Durchforstung der Daten und der Hintergründe vermutlich eher damit zu tun, dass Kurzsichtige im Schnitt ein höheres Bildungsniveau haben als Normal- und Weitsichtige. Die Intelligenz ist nicht nur ein Geschenk der Natur, sondern auch Frucht ihrer Anstrengungen. Wissenschaftliche Hinweise, dass Kurzsichtigkeit und Intelligenz verquickt sind, gibt es ja schon länger. Aber die Henne-Ei-Problematik ist auch bei dieser Fragestellung wie so oft im Leben nicht eindeutig klärbar. 

 

 

Quellen:

ad 1.: Regidor E, Vallejo F, Granados JAT, et al. Mortality decrease according to socioeconomic groups during the economic crisis in Spain: a cohort study of 36 million people. The Lancet. 2016;doi:10.1016/S0140-6736(16)30446-9 (online nur für Zahler)

 

ad 2.:  http://www.apa.org/news/press/releases/stress/2016/presidential-election.pdf

 

ad 3.: http://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2565722

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