Die Political Correctness wird totalitär

Die veröffentlichte Meinung ist mittlerweile total durchdrungen von politisch korrekten Ausdrücken und Formulierungen. In den sogenannten Qualitätsmedien ist der "Neusprech" bereits Standard und die Publizistik-Institute betreiben die Umformung von alten gewachsenen sprachlichen Begriffen mit gnadenlosem Nachdruck. Manche Medienmacher geben sogar Handreichungen zur Manipulation der Sprache heraus: http://www.neuemedienmacher.de/download/NdM_Glossar_www.pdf 

 

Durch die Verbreitung der Political Correctness (PC) geschieht aber paradoxerweise genau das Gegenteil von dem, was diese auf anglo-amerikanischen Universitäten in den Neunziger- und Nuller-Jahren entstandene Strömung bewirken hätte sollen: Nämlich diskriminierende gesellschaftliche Haltungen auszumerzen und einen toleranten Umgang mit Minderheiten, Randgruppen und Andersartigen aller Art zu erzeugen. Anders gesagt: Die Erfinder der PC wollten nicht weniger als das Ressentiment besiegen, indem sie die Sprache per Verordnung zum vermeintlich Positiven verändern wollten. Das konnte eigentlich nur schiefgehen. Sprach- und Begriffs-Metamorphosen kann man nicht per Campus-Dekret erzwingen. Und Gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von Gut.

 

Auf den meisten Universitäten in den USA und in England ist das Kommunikationsklima deswegen mittlerweile ein totalitäres geworden. Man darf seine Studienkollegen z.B. nicht mehr fragen, wo sie geboren sind - diese Frage gilt bereits als rassistisch. Auch Standard-Formulierungen wie " Der Beste soll gewinnen" werden als diskriminierend verachtet. Wer sich nicht an das neue Wording hält, wird sofort Opfer der Hexenjagd. Ein beispielhafter Effekt dieser absurden und gefährlichen Entwicklung ist, dass viele berühmte Stand-up-Comedians auf dem US-Campus gar nicht mehr auftreten - sie fürchten um ihre Karriere, wenn sie dort zu scharf oder zu ironisch formulieren. (Im "The Atlantic" nachzulesen).

 

Man kann und soll diese Entwicklung natürlich ironisch belächeln, aber das Lächeln gefriert einem auf den Lippen, sobald man die Situation zu Ende denkt: Der anglo-amerikanische Meinungs-Klimawandel hat längst Europa erreicht, die Transformation des veröffentlichten Raumes ist voll im Gange. Gerade in der aktuellen Migrationskrise zeigt  sich das ganze Ausmaß dieser katastrophalen Vernichtung von Meinungs- und auch Informationsfreiheit. Wenn die institutionalisierte Manipulation der Meinung sich ausbreitet und offene Debatten aufgrund eines offiziellen, medial und politisch vorgegebenen Wordings nicht mehr möglich sind, wenn Denk- und Sprechverbote zum Standard werden und sich der öffentliche Diskurs und die veröffentlichte Meinung in einer allgegenwärtigen Heuchelei und Schönrednerei erschöpfen, dann beginnt es unter dieser künstlich gestylten semantischen Verkleidung relativ bald zu faulen und zu gären.

 

Gerade die übertriebene PC ermöglicht und befördert erst recht das Ressentiment und den Verdruss am Politischen. Die Verdrossenheit geht langsam aber sicher  in einen nur mühsam beherrschten Volkszorn über: „Das wird man doch noch sagen dürfen!!“ wird zum grimmigen Leitsatz jener, denen die PC sauer aufstößt und die genug haben von den permanenten Belehrungen und Manipulationsversuchen durch die Leute aus dem Juste Milieu.

 

Damit sind wir beim Zauberlehrlings-Phänomen angelangt. "Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht los" - das müsste den wackeren politisch-korrekten Vorkämpfern eigentlich zu denken geben. Aber wir können sicher sein, dass die Verfechter der PC aus ihrer Not eine Tugend machen werden: Durch die (absichtliche?) Verkennung von Ursache und Wirkung fühlen sie sich in ihrem Anspruch auf Sprachsäuberung bestätigt, denn das Ressentiment hat ja zugenommen! Also lautet deren Schluss: Wir brauchen noch viel mehr von der PC!  Die gerade eröffneten, betulich-empörten Feldzüge der Linken gegen das sogenannte "Hassposting" sind der aktuelle Beweis dafür.

  

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