Start up the docs!

Derzeit wird sehr viel von Start-ups geredet und wie man diese am besten fördern kann. Das ist gut so, denn wir müssen alles tun, um für die Wirtschaft und die Selbstständigen beste Bedingungen zu schaffen. Gleichzeitig haben wir in etlichen Regionen Österreichs (inklusive Wien) einen spürbaren Mangel an Kassenärzten. Ausgeschriebene Stellen bleiben unbesetzt, die Ärzte gehen lieber ins Ausland oder werden Wahlärzte.

 

Auf den ersten Blick haben die Förderung der Wirtschaft und die Kassenmedizin nichts miteinander zu tun. Aber: Auch Ordinationen sind, wenn sie neu eröffnet werden, nichts anders als Start-ups. Zwar in einem konventionellen Bereich, aber trotzdem: Junge Leute gründen mit Krediten und mit persönlichem Einsatz ein kleines Unternehmen. Die Bedingungen sind derzeit offenbar derartig unattraktiv, dass sich zu wenige Ärzte den Kassenvertrag antun wollen.

 

Die Lösung ist, Incentives, also Anreize und Erleichterungen zu bilden: Die für die ambulante Versorgung verantwortlichen Krankenkassen könnten zum Beispiel den Ärzten, die sich bereit erklären, einen Vertrag für 5 Jahre abzuschließen, die Ordination nach einem einheitlichen Standard gratis ausstatten, um die Anfangskosten zu reduzieren. Das wäre in jeder unterversorgten Region im öffentlichen Interesse. Zusätzlich kann man über Prämien nachdenken, wenn sich Ärzte in Gebieten niederlassen, die seit Jahren auf einen Kassenarzt warten.

 

Soclhe Modelle haben sich in Deutschland sehr gut bewährt. Dort gab es nämlich vor ca 15 Jahren in etlichen Regionen eine ähnlich dramatische Unterversorgung, ganze Landstriche waren ohne Hausarzt. Nachdem die Verantwortlichen infolge breiter Proteste der Bevölkerung endlich begriffen hatten, dass sie verantwortlich sind, wurden Anreiz- und Prämiensystem eingeführt und siehe da, die Lage besserte sich.  

 

Im österreichischen Regierungsprogramm steht klar drinnen, dass der Hausarzt gestärkt werden soll - nur, es geschieht leider alles, um denselben zu schwächen. Die PrimaryHealthCare-Idee ist bis heute nicht umgesetzt und es kostet die Ärzte viel Mühe, dort überhaupt ihre Vorschläge hinein zu bringen. Diverse Verbesserungen des Systems wie die Möglichkeit, Ärzte bei Ärzten anzustellen, sind bisher ebenfalls noch nicht Realität geworden.

 

Das Perverse an den Missständen ist, dass sich die Kassen und die Selbstverwaltung rühmen, Überschüsse erzielt zu haben - aber diese Überschüsse nicht investieren, um das System zu verbessern. Wozu horten Krankenkassen Geld, wenn es draussen an der Versorgung fehlt? 

 

Mein Aufruf an die Selbstverwaltung: Denkt dran, ihr habt die organisatorische Verantwortung! Geht endlich neue Wege, setzt Anreize, verbessert die Versorgung und redet nicht immer vom Arzt als Kostenfaktor. Solange es Sozialversicherungen und das ASVG in der jetzigen Form gibt, haben die Patienten ein verbrieftes Recht auf beste und flächendeckende kassenärztliche Versorgung! 

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