Die Bürgerlichen und ihr Offenbarungseid

Eine Reihe von bekannten älteren Konservativen und traditionellen Bürgerlichen aus dem Dunstkreis der ÖVP empfehlen ganz offiziell, bei der kommenden Bundespräsidentenwahl den grünen Kandidaten Alexander van der Bellen zu wählen. Das verwundert nicht nur, das ist vielmehr geradezu haarsträubend und stellt vermutlich eine letzte Erosion im Zerbröckeln der traditionellen bürgerlichen Kräfte dar. 

 

Wer empfiehlt, links zu wählen, ist im Herzen schon längst ein Linker. Im Jahre 2009, als es darum ging, den Sozialisten Heinz Fischer als gemeinsamen Kandidaten aufzustellen, erteilte der damalige ÖVP-Generalsekretär Kaltenegger noch eine klare Absage nach links: "Fischer kommt aus dem Herzen der SPÖ und sieht in entscheidenden Debatten alles durch die rote Brille." Das waren noch relativ klare bürgerliche Statements. Heute kommt ausser "Wir geben keine Wahlempfehlung" nichts Konkretes von den politisch Aktiven in der ÖVP.  Sie lassen dafür ihre Altvorderen Unterstützungskomitees für den linken VdB bilden. Mit Othman Karas ist sogar ein aktiver ÖVPler bekennender Grün-Unterstützer. Da bleibt einem nur noch der Mund offen.

 

Dazu ein Exkurs: Man muss wissen, dass Ex-Bundespräsident Heinz Fischer trotz seiner Sympathien für Nord-Korea immerhin nur ein Salonlinker war, der stets den Konsens suchte. Als Abgeordneter verließ er bei heiklen Abstimmungen angeblich das Plenum, um menschlichen Bedürfnissen nachzugehen (das Bonmot stammt von Bruno Kreisky) - er entging so dem Klubzwang und hatte für seine persönliche Neutralität und Äquidistanz in den schwierigen Fragen der Politik damit gute Ausreden.

 

Den Ex-BP konnte man als Bürgerlicher also noch irgendwie rechtfertigen, es sind von ihm keine klaren Positionierungen bekannt und er suchte immer den Ausgleich, egal ob als Bundespräsident oder ob es die vielen politischen Jahrzehnte davor waren.

 

Beim jetzigen linke Kandidat VdB war das aber anders. Der Professor war immerhin 10 Jahre Klubobmann der Grünen im Parlament und hat sich nicht gescheut, seine linken Positionen dort auch klar zu demonstrieren. Das geht von seiner förderlichen Einstellung gegenüber der Abtreibung über die grüne Idee, den Schwangerschaftsabbruch auf Krankenschein einzuführen bis hin zu seinen außerordentlichen Sympathien für den Zentralstaat EU und seine besonders freundliche Haltung der Migration gegenüber. Im Grundsatzprogramm der Grünen, für das VdB federführend steht, ist extra erwähnt, dass man die Migration für überaus wichtig erachte und jedem Migranten die Umsetzung seiner  persönlichen Interessen garantiere - genauso wie den Österreichern. Und schließlich ist dem Kandidaten als Grünen-Obmann die Abschaffung des Bundesheeres ein explizites Ziel und echtes Anliegen gewesen. Dazu sei nur in Erinnerung gerufen, dass der Bundespräsident der oberste Befehlshaber der Armee ist...

 

VdB steht also für ein zentralistisches Europa, für eine ungehinderte Migration, ist gegen das Militär und last not least für eine Lockerung der Abtreibungsgesetze. Auf seinen aktuellen Plakaten lässt er sich als der bodenständige Heimat-Typ im karierten Hemd affichieren: Kann es sein, dass ihm darauf wirklich die vielen christlichen Konservativen reingefallen sind?

 

Im Ernst: Bürgerliche, Konservative und Christdemokraten, die eine Wahlempfehlung für VdB abgeben, sollten ihre eigene konservative Weltanschauung eingehend überprüfen. Sie dürfte der heute allgegenwärtigen Beliebigkeit gewichen sein. Der Zeitgeist hat sich in diesen Bürgerköpfen breitgemacht und offenbar deren Gedankenwelten vernebelt. Oder vermeinen die Bürgerlichen, dass eine Vermischung ihrer einst konservativen Haltungen  mit linksgrünem Gedankengut die Zukunft Österreichs besser machen kann? 

 

Die Antwort ist klar: Wer links wählt, bekommt links. Und wer sich per Wahl von seinen bürgerlichen Haltungen lossagt, arbeitet an der Zerstörung eines patriotischen, chrisitlich-europäischen Österreichs mit. Das Bürgerliche an sich wird auf diese Weise bei vielen Leuten langsam zur Karikatur seiner selbst. Das sollten die Damen und Herren im konservativen Spektrum zur Kenntnis nehmen. Sie eröffnen mit ihrem Verhalten übrigens auch einem neuen Bürgertum und frischen Kräften das angestammte Feld. 

 

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Gh (Samstag, 27 August 2016 18:09)

    Das kommt dabei heraus wenn man sich zwischen Pest und Cholera entscheiden muss!

    Keiner von beiden ist die einzig richtige Antwort!

  • #2

    helmut-1 (Samstag, 27 August 2016 20:30)

    Gh:
    Das kann keiner wissen. Es geht um die Vergangenheit, um gemachte Äußerungen, um Rückschlüsse daraus, und um biologische Voraussetzungen (damit meine ich das Alter).

    Ich lege nicht die Hand dafür ins Feuer, dass Hofer im Falle der Wahlgewinnung dann alles richtig macht. Das kann sein, das kann man hoffen, aber das wird man sehen. Jedenfalls hat er die besseren Voraussetzungen (so sehe ich es zumindest).

    Der Unterschied zu VdB ist, dass man beim Grünlinken aufgrund seines Gedankengutes schon vorher weiß, dass nichts Gescheites herauskommen kann. Dazu kommt noch sein Alter, - weiß gar nicht, wieviel Jahre man von den 6 Jahren mindestens machen muss, um ein Anrecht auf die Bundespräsidentenpension zu haben.

    Jedenfalls kann er sich so verhalten, dass sein Handeln von dem Satz bestimmt ist: "Hinter mir die Sintflut, - ich geh danach sowieso nicht mehr in die Politik".

    Das ist - in meinen Augen - der gravierendste Unterschied zu Hofer, denn bei dem gehts nach 6 Jahren weiter, - egal, auf welcher Ebene. Der muss sich eben genau überlegen, was und wie er es vor allem macht.

  • #3

    helmut-1 (Sonntag, 28 August 2016 15:43)

    Es geht aber um noch was ganz Anderes, etwas Prinzipielles, bei dieser Wahl. Es geht darum, wer hier den größeren Weitblick und das Feingefühl der Diplomatie unter Beweis stellt. Als späteres Staatsoberhaupt.

    Ich habe noch keine diplomatische Aktion erlebt, die für sich einen Erfolg verbucht hat, wenn sie aus der Position der Schwäche heraus verhandelt hat. Hier ist Stärke angesagt, soweit das einem kleinen Land wie Österreich möglich ist. Aber es ist in bestimmten Dimensionen möglich.

    Erinnern wir uns an 1955 und an den Staatsvertrag. Warum hatten da Figl und Raab diesen Erfolg? Weil sie mehr Wodka vertragen hatten als Molotow, wie es öfters spöttisch dargestellt wird? Nein, denn die Russen waren kühle Rechner. Sie waren sich darüber im Klaren, dass sie, um Österreich unter Kontrolle zu halten, in dem bergigen Land mit diesem Patriotismus eine unverhältnismäßig hohe Zahl an Militär bereitstellen müßten, was sich angesichts des wirtschaftlich zu erzielenden Gegenwertes nicht rechnet.

    Damals, 1955 bei Österreich, konnten sie rechnen, 1979 bei Afghanistan anscheinend nicht. Nun, warum erwähne ich das bei einer Bundespräsidentenwahl mit Hofer und VdB. Der einfache Mann von der Straße hat wenig Ahnung davon, was sich so hinter den Kulissen abspielt. Er weiß nichts von den Ränkespielen in der Politik, die heute zunehmend von Menschenverachtung geprägt ist. Ich als einfacher Mensch vom Bau weiß darüber genauso wenig. Aber ich habe die verwerfliche Eigenschaft, mich, soweit wie es geht, zu informieren, - und das Net hilft dabei. Aber ich klicke alle möglichen Seiten, insbesonders ausländische an, und reime mir dann das zusammen, was am ehesten schlüssig erscheint.

    Ist es wirklich so verwunderlich, was sich seit geraumer Zeit im Ost-West-Verhältnis, insbesonders mit den Russen, abspielt? Das mit der strategischen Partnerschaft mit der Nato sah ja schon so gut aus. Funktionierte auch. Aber es gibt noch viel stärkere „Nationen“ als die Amis und die Russen auf der Welt. Es sind die Finanzdynastien, z.B. Rockefeller, Rothschild, Murdoch, Soros, usw. Gerade die beiden mit dem Buchstaben „R.“ sind diejenigen, die in der Vergangenheit Kriege eingeleitet haben, weil sie an den Kriegen am meisten Geld machen (das Wort „verdienen“ verbietet mir der Anstand). Wer das als Verschwörungstheorie hinstellt, soll gar nicht weiterlesen, denn diese Dinge sind historisch nachweisbar.

    Was hat das mit der aktuellen Politik zu tun? Einfach. Wer sich halbwegs informiert, weiß, dass der Vertrag, der Russland seit 1917 nun 99 Jahre lang an das Handelsrecht gebunden hat, in diesem Jahr ausläuft. Hier existiert ein ureigenes Interesse von mindestens zwei Partnern, nämlich das der Dynastie Rothschild und der FED, Russland wirtschaftlich auf den Boden zu drücken. Sämtliche peripheren Aktionen aus den USA, die direkt oder indirekt Russland betreffen, unterstreichen diese Situation.
    Wers genauer wissen will, - eine ziemlich gute Übersicht, auch historisch gut belegt, über den link:
    http://www.faceblogs.eu/index.php/menu-item-all/84-seite-uk/geschichte-uk/462-lenin-putin-und-die-russische-zentralbank?lang=de
    Auch das darin enthaltene Video ist interessant.

    Wenn man das alles beachtet, dann erscheint so manches, was so passiert, schlüssig. Z.B. das Einschleusen von fundamentalistischen Tschetschenen in den Westen, u.a. auch nach Österreich. Welche zweifelhafte Rolle Österreich dabei einnimmt, das ist erschreckend:
    https://geopolitiker.wordpress.com/2010/09/08/tschetschenien-experimentier-feld-des-cia-mit-den-wahabiten-partnern/
    Auch andere internationale Medien haben das aufgegriffen, - nur lassen die meisten den Vorfall in Österreich diskreterweise weg:
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-3757925/Europe-s-new-frontier-Fears-ISIS-sympathisers-thousands-Chechen-migrants-exploiting-unmanned-border-Poland-Germany.html

    Dazu komme Vorfälle wie die von Ende Juli des vergangenen Jahres am Flughafen Wien-Schwechat, als man GIs gestoppt hat, die bewaffnet und ohne Genehmigung weiter in die Ukraine wollten.
    http://kurier.at/chronik/wien/bewaffnete-us-soldaten-von-polizei-am-flughafen-wien-gestoppt/144.120.037

    Wenn man hier zwei und zwei zusammenzählt, kann man sich gut vorstellen, inwieweit sich die ganze Situation in der Zukunft zuspitzen kann. Österreich zwischen den Fronten und Wien als Drehscheibe.
    Jetzt kommen wir zum Punkt: Wie will da ein führender Politiker, ein Staatsoberhaupt, die Interessen des Volkes vertreten, wenn er befürwortet, dass das Bundesheer abgeschafft wird? Das Gegenteil müßte der Fall sein.

  • #4

    helmut-1 (Sonntag, 28 August 2016 15:44)

    Fortsetzung:
    Wir brauchen eine der Situation angepaßte Selbstverteidigung. Ich bin kein Militärstratege, - aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir vielleicht nicht mehr Panzer brauchen, aber mit Sicherheit Hubschrauber und geländegängiges Gerät, sowie Bodentruppen, die auf Kommandobasis (Kleinkrieg) ausgebildet sind. Auf diese Art kann man suggerieren, dass es sich nicht lohnt, unser Land in irgendeiner Weise in die Zange zu nehmen, weil jede militärische Maßnahme vom Ausland auf österreichischem Territorium mit unverhältnismäßig großem Widerstand zu rechnen hat.
    Ich erlaube mir bei dieser Zukunftsvorstellung erhebliche und auch begründete Zweifel bei einer Präsidentschaft eines Herrn Van der Bellen anzumelden. Österreich muss neutral bleiben, wir haben nichts in der Nato verloren, aber wir brauchen eine wirksame Selbstverteidigung. Die Mitgliedschaft in der UNO sowie daraus resultierende militärische Beteiligungen in der Welt sind begründbar und völlig ausreichend. Über die Mitwirkung in einer neu zu erschaffenden europäischen Armee kann man diskutieren. Aber das wars dann auch.

    Wir haben nun über 70 Jahre in Frieden gelebt, und wollen das weiterhin. Derjenige, der glaubt, das dadurch zu erreichen, in dem er seine Verteidigung aufgibt und sich darauf verläßt, dass man von stärkerer Seite dann seine Interessen noch eher vertritt, - der wird sich eines Besseren belehrt sehen, - sofern er das nicht schon aus der Geschichte gelernt hat. „Allzeit bereit“ stand auf der Erinnerungsmedaille des Österr. Bundesheeres, als man seine Präsenzdienstpflicht beendet hatte. Allzeit bereit und wehrhaft, das ganze unterstrichen mit einem gesunden Patriotismus und immerwährender Neutralität, - darin liegt die Chance für den Frieden in unserm Land, damit dieser auch die nächsten 70 Jahre anhält.

    Mit der Politik, die Herr Van der Bellen bisher vertreten hat, spreche ich ihm diese eben genannte Fähigkeit schlichtweg ab.


  • #5

    Roland Sauter (Dienstag, 30 August 2016 15:21)

    Mich wundert nur, daß sich wer wundert, daß die ÖVP nicht wirklich konservativ ist.
    SPÖVPGRÜN sind doch geradezu vergleichbar mit dem antifaschistischen Einheitsblock der DDR.
    Diese angeblich verschiedenen Parteien haben einen Grundkonsens und betreiben Politik für alle möglichen Interessen, nur nicht für die unseres Volkes.

  • #6

    W.E. (Montag, 12 September 2016 19:41)

    Derzeit haben (Gott sei Dank) Leute wie Dr. Khol oder Fischler noch die Möglichkeit, unsere Religion zu verletzen, indem sie den Atheisten VdB (Christlichkeit sei dagegen kein europäischer Wert … - siehe in der – SN vom 16. März 2016) öffentlich protegieren!
    Gibt es keinen BP mehr, dann haben wir die SPÖVP einzementiert und da die ÖVP in "ihrem vermeintlichem Populismus" keine christlichen Standpunkte mehr vertritt, gibt es auch keine Hoffnung auf ein restringierendes Korrektiv gegen deren Willkür.
    Immerhin hat bei einer Veranstaltung, die SN berichtete, Norbert Hofer öffentlich gesagt:

    "Ich bin Christ, ich spreche mit meinem Herrgott jeden Tag".

    Wenn Norbert Hofer zum Protestantismus übergetreten ist und in zweiter Ehe lebt? – Ersteres verstehe ich, ohne selbst eine solche Konsequenz etwa wegen der Mißleitung durch die und des "sehr menschlichen [auch warmen] Verhaltens" so mancher, selbst höchster Funktionsträger unserer katholischen Kirche zu ziehen; über den 2. Sachverhalt, schweige ich lieber – steht doch im Zusammenhang damit im NT das Wort Christi: "Wer es fassen kann, der fasse es", und an anderer Stelle "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!"
    Unter den mir bekannten politischen Umständen möchte ich den BP nicht missen, werde daher zur Wahl gehen und den sich öffentlich deklarierten Christen wählen! Sollte er über den "Staatsnotar" hinausgehen und bei Vorlage der Ratifizierungsurkunde, z.B. zu TTIP oder anderen bei der Regierung rückfragen "Wollen wir das wirklich?", dann hätte ich auch nichts dagegen!