Medical Monday

Heute widme ich mich ausschließlich einem einzigen und sehr wichtigen medizinischen Thema:

Der Darmkrebsvorsorge. Allein in Österreich erkranken pro Jahr fast 5000 Personen am Dickdarmkrebs und über 2000 sterben daran. Das Colon-Karzinom gehört damit zu den häufigsten Krebsarten und es ist eine relativ häufige Todesursache. Das ist die schlechte Nachricht.

 

Die gute Nachricht lautet: Der Darmkrebs ist vermeidbar. Die Darmspiegelung (Coloskopie)  ist dafür die bestgeeignete und wissenschaftlich am meisten untersuchte Maßnahme. Würden alle Menschen zur sogenannten Vorsorge-Coloskopie gehen, könnten wir den Darmkrebs zu fast 100% ausrotten. Ähnliche Krebsverhütungsraten sind mit keiner anderen medizinischen Intervention erreichbar, die sogenannte sanfte Spiegelung ist mit Abstand die beste Methode zur Krebsvermeidung und Früherkennung.

 

Das Bestechende bei dieser Maßnahme ist, dass die in Sedierung durchgeführte Diagnosemethode gleichzeitig auch eine Therapie darstellt: Wird bei einer Coloskopie ein Polyp (also eine mögliche Vorstufe des Karzinoms) entdeckt, wird die Wucherung in derselben Sitzung entfernt. Das alles erfolgt schmerzfrei und risikoarm.

 

Leider erreicht man mit allen "Werbe"-Aktionen und ärztlichen wie medialen Hinweisen aber längst nicht alle dafür in Frage kommenden Leute. Zielgruppe sind alle Menschen ab dem 45. Lebensjahr. Falls Darmkrebs in der Familie aufgetreten ist, sollte man schon mit dem 30.Lebensjahr beginnen.

 

Die Untersuchungsraten liegen in Österreich leider noch immer weit unter 15%. Das heißt, mehr als 85% der Österreicher verzichten aus welchen Gründen auch immer auf diese lebensrettende Form der Früherkennung. 

 

Meine Aufgabe als politisch tätiger Arzt, der selber Darmspiegelungen seit Jahrzehnten in großer Zahl durchführt, sehe ich auch darin, die Bürger von der Sinnhaftigkeit dieser Untersuchung zu überzeugen. Ich werde das Thema daher immer wieder bringen und dafür werben. Und wenn Sie mich fragen, ob ich selbst auch schon bei der Coloskopie war: Ja freilich. Als Arzt soll man immer auch ein Beispiel geben. Und: Die Darmspiegelung war völlig schmerzfrei, harmlos und verlief ohne Probleme.

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Kommentare: 5
  • #1

    binsöbadokta (Montag, 10 Oktober 2016 08:22)

    Bei welchem Arzt warst du?

  • #2

    helmut-1 (Dienstag, 11 Oktober 2016 05:50)

    Bei aller Toleranz und Zugestehung eines Freiraums für die Kommentare, - ich schätze an diesem Forum nicht nur die Information über die einzelnen Artikel, sondern auch die Ernsthaftigkeit der Kommentare.

    Der vorstehende Kommentar disqualifiziert sich von selbst.

  • #3

    helmut-1 (Dienstag, 11 Oktober 2016 19:40)

    Wieder mal ein XXL- Kommentar von meiner Seite. Fangen wir mal an:

    Sehr, sehr schwierig, hier zu kommentieren. Die Gefahr des Schwarz-Weiß-Denkens schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Natürlich auch über mir.

    Klar muss ich auch meine kritische Einstellung gegenüber der legendären Medizin zugeben, die aber auf persönlichen Erlebnissen beruht. Als junger Kerl habe ich meinen Schwiegervater in der letzten Phase begleitet, - die Mediziner versprachen sich einen positiven Effekt, wenn jemand aus dem engsten Kreis der Familie neben dem Patienten zugegen ist. So "lebte" ich auf der Intensivstation neben dem schwerkranken Mann, war Tag und Nacht neben ihm und versuchte, ihn aufzubauen. Es hat etwas bewirkt, bis meine Energie nachgelassen hat, - klar war ich als 24-Jähriger damals überfordert. Gut war nur, dass ich nach dem traurigen Ende die Wünsche meines Schwiegervaters realisieren konnte, - denn damals gabs noch keine Patientenverfügung. Aber das, was ich in diesen 3 Wochen in der Klinik mitbekommen habe, (und als Gesunder kriegt man wesentlich mehr mit als ein Kranker), das reicht mir für mein Leben lang. Bis ich mal freiwillig in ein Krankenhaus eingeliefert werde, da ist es nicht 5 vor 12, sondern 5 nach 12.

    Soviel zum Vorspann. Nun ist es für mich äußerst schwierig, jemanden als Arzt einzuschätzen, den man nicht persönlich kennt. Ich werde nicht der Verallgemeinerung unterliegen, die hervorragenden politischen Statements des Forumbetreibers automatisch auf seinen erlernten Beruf umzulegen.

    Deshalb versuche ich, - soweit es mir möglich ist, hier unvoreingenommen zu bleiben, - zumal ich auch keine spezifischen Fachkenntnisse habe (haben kann). Natürlich auch aus dem Bewußtsein heraus, dass zuviele phänomenale medizinische Erkenntnisse, die man schon quasi als Grundregel empfohlen hatte, auch wieder gekippt worden sind. Allerdings weiß ich auch, wie lange man Semmelweis ausgelacht hat, - von 1847 brauchte es bis zur Anerkennung der Prinzipien, die bis heute gelten, 14 Jahre.

    Wie ich mich schon vor einer Woche zu dem selben Thema kritisch geäußert habe, werde ich auch dieses Mal hinterfragen. Denn, das was ich vermisse, sind die Hinweise und Erkenntnisse zu vielen Punkten, die ich einfach in Fragen aufliste. Ich glaube nicht, dass es nur meine persönlichen Fragen sind, - und denke mir, dass sich so manche Leser in der einen oder anderen Frage wiederfinden. Es liegt an Ihnen, Herr Dr. Franz, sich mit diesen Fragen zu befassen. Denn einen Grund wird es ja haben, wenn nur sehr wenige Personen das Angebot er Darmspiegelung realisieren, - wie Sie kritisch anmerken.

    Um Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen, würde es auch ausreichen, wenn Sie einen link-Verweis geben, aus dem sich die Antwort auf meine Fragen ergeben, wenigstens teilweise. Aber ich bin im Internet da nicht fündig geworden.

    Die Fragenliste beginnt der Übersicht halber im anschließenden Kommentar.

  • #4

    helmut-1 (Dienstag, 11 Oktober 2016 19:44)

    Fragenliste: (1. Teil)
    1) Sind Darmpolypen eine ganz normale Erscheinung, oder haben sie einen bestimmten Ursprung?

    2) Kann man ausschließen, dass sich Darmpolypen als Folge einer Darmspiegelung bilden können, auch mit zeitlicher Verzögerung?

    3) Im Internet findet man keine vernünftige Antwort darauf, aus welchem Grund sich "harmlose" Darmpolypen plötzlich als Karzinom entwickeln. Gibt es seriöse Forschungen zu dem Thema, hat man schon irgendwelche Theorien entwickelt, oder tappt man hier noch im Dunkeln?

    4) Kann man generell Verletzungen bei der Darmspiegelung in der Darmwand ausschließen, die einen akuten oder späteren Eingriff im Darmbereich notwendig machen?

    5) Das Wort Darmkrebs bezieht sich auf alle drei Darmabschnitte, - den Dünndarm (ca. 2,5 - 4 m), den Dickdarm ( ca. 1,2 bis 1,8 m ) und den Mastdarm (+/- 15 cm). Nun beschreibt man das Gerät für die Darmspiegelung mit ca. 1,2 m Länge. Wie paßt das zusammen? Sieht man sich nur einen Teil des Dickdarms an und interessiert sich erst gar nicht für den Dünndarm und den Rest des Dickdarms?

    6) Hängt meine Frage (5) mit der unterschiedlichen Auffassung über das Wort "Darmkrebs" zusammen? Wenn ja, was stimmt dann eigentlich?

    Ein Beispiel: Darmkrebs auf alle drei Darmarten bezogen:
    http://www.darmzentrum-frankfurt.com/faqs.html - 3. Absatz

    Ein anderes Beispiel: (Ich zitiere): "Unter Darmkrebs werden Krebserkrankungen des Dickdarms, des Mastdarms und seltenere Krebserkrankungen des Afters zusammengefasst."
    http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Darmkrebs/darmkrebs_node.html


    7) Es ist sehr schwierig, gesamte Zahlen in der Statistik zu lesen. Man muss sich das selbst errechnen. Beim Beispiel Deutschland sieht das so aus: Danach sind im Jahre 2016 geschätzte 0,61 % Krebspatienten allgemein (auf die Gesamtbevölkerung bezogen) zu erwarten.
    https://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/krebsstatistiken.php#inhalt2
    Von diesen Krebspatienten erkranken an Darmkrebs - Männer mit 11,4%, Frauen mit 12,6%.
    http://www.krebsdaten.de/Krebs/SharedDocs/Grafiken/krebsarten_neuerkrankungen_prozent.png?__blob=poster

    Nehmen wir mal den Mittelwert von 12% (Darmkrebs im Vergleich zu Krebs allgemein) und das wieder auf die vorgenannten 0,61% (Krebserkrankungen generell) bezogen. Dann kämen wir von der Prozentzahl auf 0,09 % im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Immer davon ausgehend, dass die Angaben aus dem Internet stimmen (ca. 0,5 Mio Krebserkrankungen allgemein und davon ca. 12 % Darmkrebs), auf Deutschland bezogen. Quelle:
    https://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/krebsstatistiken.php#inhalt2
    In Österreich ist das Verhältnis niedriger, - was die Krebserkrankungen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung betrifft. Da sind es knapp 4,8%, bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Die bereits vorgenannte Zahl 12% (Darmkrebs im Vergleich zu Krebs allgemein) trifft auch hier zu. Quelle:
    http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/krebserkrankungen/dickdarm_enddarm/index.
    Dadurch meine Frage: Mein persönliches Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, liegt also – statistisch gesehen – bei unter 0,09% in Deutschland, in Österreich bei unter 0,06%. Diese Zahl konnte ich aber nirgends bei der Aufklärung über die Risiken des Darmkrebses finden. Wohl aber die Zahlen der Krankheitsfälle, die Prozentzahlen der Todesfälle und der Heilungschancen bei Früherkennung, etc.
    Kann es sein, dass hier bewußt nur ganz bestimmte Zahlen publiziert werden? Warum eigentlich?
    8) Was passiert, wenn ein Darmpolyp manuell (z.B. bei der Darmspiegelung) entfernt wird? Verheilt das einfach, wie wenn ich mich mit dem Messer in den Finger schneide, - oder wachsen an dieser Stelle oder direkt daneben drei (oder mehr) andere Polypen nach? So nach dem Hydra-Prinzip.
    Wobei mich nicht interessiert, obs für diese Theorie Beweise gibt, - mich interessiert vielmehr, ob man das –seriös begründet - ausschließen kann.

  • #5

    helmut-1 (Dienstag, 11 Oktober 2016 19:46)

    Fragenliste (2. Teil):

    Nun bin ich ja kein prinzipieller Gegner von Früherkennungen und Vorsorgeuntersuchungen. Wenn es dabei aber von Seiten des (oder der) potentiellen Patienten Bedenken gibt (begründet oder nicht begründet), dann stellt sich doch die Frage nach den Alternativen. In diesem Sinne möchte ich die anschließenden Fragen verstanden wissen.

    9) Wenn man in Österreich ein statistisches Darmkrebsrisiko von 0,06% hat, würde man nicht besser im Falle einer genetischen Häufigkeit in der Familie 1. Grades oder bei sonstigen pathologischen Erscheinungen zu einer Darmspiegelung raten, und das nicht vom Alter her generalisieren, wenn überhaupt keine Beschwerden erkennbar sind?

    10) Nun spreche ich von meinem eigenen Hausgebrauch: Genügt nicht (für einen über 50-Jährigen) ein jährliches komplettes Blutbild, eine Urin- und Stuhluntersuchung , sowie PSA einschl. Ultraschall, um böse Überraschungen auszuschließen? Von diesem jährlichen Intervall verspreche ich mir persönlich weit mehr an rechtzeitigen Informationen als von einer Darmspiegelung im 10-Jahres-Rhythmus, so wie das allgemein propagiert wird.
    Für mich stellt sich sogar die Frage, ob die von mir angesprochene jährliche Untersuchung nicht effizienter und sogar rechtzeitiger auf Krankheitsbilder, einschl. Darmerkrankungen hinweist. Dazu ohne mechanischen Eingriff in die Darmschlingen. Natürlich weiß ich, dass die Wenigsten ein derartiges Gesundheitsbewußtsein entwickeln, und sich jährlich ins Labor begeben.

    11) Es gibt die Kapsel, die man verschluckt, und die dann wieder über den Anus den Körper verläßt. Dazwischen nimmt diese Kapsel, die mit speziellen Kameras ausgestattet ist, alles auf, was sich da zwischen Mund und Anus abspielt. Ist diese Methode zur Feststellung einer sicheren Diagnose nicht wesentlich besser und vor allem ungefährlicher als die Darmspiegelung? Zumal da ja auch die Speiseröhre, der Magen und der Zwölffingerdarm mit drin ist.

    Und zum Abschluss die Gretchenfrage:
    12) Warum schreiben Sie nichts über die Art und Weise des Umgangs mit dem Körper, betreffend Ernährung, Gesundheitsbewußtsein, sowie psychischen Faktoren, um das Risiko der Erkrankung mit der Diagnose „Darmkrebs“ zu minimieren? Dabei beziehe ich mich auf Ihren Satz: „Die gute Nachricht lautet: Der Darmkrebs ist vermeidbar“. Die erweiterte Fragestellung lautet: Nur durch die Darmspiegelung?