Im Online Vomitorium

Die sozialen Medien erfüllen heute vielerlei Funktionen: Nachrichten, Kommunikation, Austausch, Privates, Öffentliches usw. Ein besonderes und ambivalent zu beurteilendes Asset dieser neuen Foren ist, dass man sich dort sprichwörtlich auskotzen kann. Unter dem Schutz der Anonymität wird reflektorisch Galle und Geifer abgesetzt, falls einem etwas nicht gefällt oder manisch ärgert. Manche tun es auch mit dem eigenen Namen. Ob das mutig ist oder dumm, bleibt im Einzefall zu entscheiden.
 
Früher gab es diese Art der Kommunikation nur bei sehr tiefen Stammtischen oder hinterm Bierzelt. Im alten Rom hieß übrigens der Raum, wo man sich nach ausufernden Orgien übergab, "Vomitorium". Diesen Platz suchte man auf, um sich oral zu erleichtern. Danach ging es munter weiter. Gewisse SM haben heute eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vomitorium: Der abgegebene Inhalt zumindest ist immer wieder vergleichbar.
 
Die Linken haben in ihrem orgienartigen politischen Korrektheitsdenken unlängst befunden, man müsse besonders üble Online-Elaborate, die in die SM gespieen werden und die man als gehässig oder hetzerisch empfindet, öffentlich ächten - aber nur dann, wenn sie von rechts kommen. Anzeigen alleine genügt den Hypermoralisten nicht mehr (Die gesetzliche Möglichkeit, Hasspostings anzuzeigen, gibt es ja schon längst). Für diese betuliche Kampagne, die nicht von ungefähr an den Pranger des Mittelalters erinnert, wurde in Österreich und Deutschland unter lauter politischer Begleitmusik ein Hashtag namens #GegenHassimNetz geschaffen. 
 
Der Hashtag hat sich bisher kaum durchgesetzt, auch wenn Medien wie der "Kurier" und eine österreichische Staatssekretärin dafür fast verzweifelt und heftig Werbung machen. Es interessiert einfach Niemanden, ob und wie jemand wohin kotzt. Und wenn sich jemand beschmutzt oder gar bedroht fühlt, geht er sowieso zur Polizei. Das ganze GegenHassimNetz-Getue ist also überflüssig, zumal es ja auch nicht für alle, sondern nur für böse Rechte gilt.
 
Jetzt haben die Linken damit ein veritables Problem: Sie wollten mit der Kampagne Empörung schaffen. Das ist nicht gelungen, weil die Leute die Nase voll von der künstlichen Erregung aus der linke Ecke haben. Das einzige, was die Hypermoralisten zustande gebracht haben, ist eine Anzeige gegen HC Strache, weil er ein Facebook-Video, auf dem ein angeblicher Suizidversuch eines Asylwerbers zu sehen war, mit dem Adjektiv "Fassungslos" versah. Über diese Anzeige kann man nur noch den Kopf schütteln. Der Erfolg der Campaign ist also ziemlich überschaubar und das Motiv der Linken eindeutig: Sie haben keine Argumente mehr. 
 
Zum Thema wird aber jetzt, dass die Linken selber vor heftigen Attacken im Netz nicht zurückscheuen und persönliche Angriffe fahren, wo immer es nur geht. Das Argument ist aus der Debatte verschwunden und durch unverdauten Verbal-Müll ersetzt worden. Hauptberufliche Antifa-Kämpfer, selbsternannte Meinungsrichter und linke Diskurs-Faschisten gerieren sich zwar wie einst die echten Revolutionäre und verbreiten mit Schaum vorm Mund ihre Aufrufe zur Hinrichtung. Der einzige Unterschied zu damals ist die Art des politischen Mordes: Waren es während der realen linken Revolutionen noch echte Tötungen, so wird jetzt "nur" noch der Rufmord verbrochen. Man könnte sagen, immerhin ein Fortschritt:  Die linken Lynchmob-Revoluzzer sind zivilisierter geworden. 
 
Allerdings ist das jetzt eine mehr als widersprüchliche Situation. Auf der einen Seite gibt es die im Brustton der aufgesetzten Moral verkündete Kampagne gegen den Hass im Netz, auf der anderen Seite konterkarieren die eigenen Leute ohne Unterlass die wackeren Aufrufe gegen den Hass und hetzen, was das Zeug hält. 
 
Unter den linken Hetzern sind immer wieder bekannte Namen aus dem Dunstkreis der Grünen, der Sozialdemokratie und bestimmter Medien, die regelmäßig die Grenzen der Kritik und des guten Geschmacks überschreiten und ansatzlos in den ad-hominem-Angriff gehen. Fallweise sind auch klagbare Attacken dabei. Die Leute, die es in der Hand hätten, diesen unsäglichen Ausritten auf den Foren entgegen zu treten, tun es nicht: Linke Journalisten und linke Politiker lassen ihre Blutknechte wüten. Sie wissen nämlich genau, irgendwas bleibt immer hängen und der politische Gegner ist so stark wie nie zuvor. Daher sind auch diese linken Eruptionen in den SM erlaubt, solange man sie nur den Rechten verbietet.
 
Die Frage ist halt: Wer kann Linke noch ernst nehmen, wenn sie nicht einmal den Anstand haben, ihren eigenen Dreck aus den SM wegzuräumen? Und wie soll das Netz eine neue Anständigkeit bekommen, wenn gerade die, die den Anstand am lautesten einfordern, die größten Heuchler sind? 
 
 
 
 

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Kommentare: 7
  • #1

    Walter (Sonntag, 30 Oktober 2016 09:27)

    An ihren Taten und Unterlassungen erkennen wir sie .( Die Linken und die Gruenen )

  • #2

    Diederich Heßling (Sonntag, 30 Oktober 2016 11:13)

    "Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
    Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.”
    Carl Theodor Körner

  • #3

    Hanns Timm (Sonntag, 30 Oktober 2016 11:14)

    "Wenn sich die Welt selbst zerstört, dann fängt es so an: Die Menschen werden zuerst treulos
    gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland:
    sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen Frauen und
    gegen Kinder."
    Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

  • #4

    Daniel (Sonntag, 30 Oktober 2016 13:58)

    "Die Leute, die es in der Hand hätten, diesen unsäglichen Ausritten auf den Foren entgegen zu treten, tun es nicht"

    Sie schreiben doch schon weiter oben (der Teil wo Sie Mordfantasien von HC Strache Fans relativieren), dass SIE SELBST es in der Hand haben:

    "Die gesetzliche Möglichkeit, Hasspostings anzuzeigen, gibt es ja schon längst"

    Alles in allem verstehe ich den ganzen Artikel nicht wirklich. Die Rechten kotzen sich doch einfach nur ein wenig aus - interessiert doch sowieso niemanden - aber diese Linken ... mein Gott, wie die wüten!
    Soll man sich Ihrer Meinung nach jetzt um Kommentare in sozialen Medien kümmern?
    Sind Sie für oder gegen Anstand im Netz?

    Ich bezweifle übrigens, dass sie die Kritik an HC Straches "Fassungslos" Post auf Facebook verstanden haben. Es ging nämlich viel mehr um die Kommentare zu dem Video, als um die Tatsache, dass er es geteilt hat:
    https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/t31.0-8/14715526_1191614997562023_1842762969659361120_o.jpg

  • #5

    helmut-1 (Sonntag, 30 Oktober 2016 17:25)

    Daniel:
    Nur zu dem Vorfall mit der Straßenbahn: Ich weiß da nichts Näheres, aber man kann es mit einem Vorfall in Deutschland vergleichen.

    http://www.focus.de/politik/deutschland/in-schmoelln-schockierender-bericht-anwohner-forderten-fluechtling-auf-aus-fenster-zu-springen_id_6103380.html

    Interessant ist nur, dass der Passant, der den ganzen Vorgang mit dem Handy gefilmt hat, von der Polizei aufgefordert wurde, den Film zu löschen, und das unter Aufsicht der Polizei.

    Mittlerweile gibt es Berichte von Zeugen, die nur zaghaft veröffentlicht werden, dass die Rufe "Spring doch" erfolgten, als unten bereits das Sprungtuch aufgespannt war, und genau zu diesem Zweck.

    Ich frage mich, welche Richtung der Polizei vorgegeben wird, und auch, was hier den MSM vorgegeben wird. Fest steht, dass ich mittlerweile gar nichts mehr glaube, wenn ich nicht persönlich dabei gewesen bin. Egal, ob es der Vorfall mit der Straßenbahn war oder das mit dem Selbstmord in Deutschland.

  • #6

    Daniel (Sonntag, 30 Oktober 2016 17:44)

    helmut-1, ist es für Sie in Ordnung, wenn zufällig anwesende Passanten Selbstmorde mit ihren Handys filmen und diese auf sozialen Medien herumreichen? Wie die Rechtslage dazu ist kann ich nicht beantworten, aber ich halte es aus moralischer Sicht für sehr fragwürdig, wenn Schaulustige solche Szenen dokumentieren und verwenden. Bin aber natürlich an anderen Sichtweisen interessiert.
    Davon abgesehen, dass Ihr Kommentar mit dem Meinen inhaltlich nicht besonders viel zu tun hatte.

  • #7

    helmut-1 (Montag, 31 Oktober 2016 05:26)

    Daniel:
    Zum letzten Satz: Stimmt, - zumal ich nicht besonders herausgestrichen habe, worauf ich eigentlich hinaus will.

    Zum davor befindlichen Absatz:

    Die erste Frage muss ich mit einem klaren "Nein" beantworten, - das ergibt sich aus einem gewissen Anstandsgefühl heraus. Die andere Seite macht mich nachdenklich: Warum hat die Polizei das Video nicht für ihre Zwecke erstmal beschlagnahmt, um den genauen Tathergang rekonstruieren zu können? Danach hätte man das ja jederzeit löschen können,- auf dem Gerät des Passanten.

    Sollte es dabei bleiben, dass man die Rufe "Spring doch!" nicht im Sachzusammenhang mit dem ausgebreiteten Sprungtuch sehen sollte? Sollte man das dadurch manifestieren, in dem man das Video löscht, das vielleicht was ganz anderes zeigt?

    Ich werde mich hüten, hier Details zu erwähnen, in welchem Verein mein großer Sohn beschäftigt ist und warum ich genügend Gründe kenne, die meinen Fragen Nahrung geben.

    Fest steht, - es soll so sein, dass die Musels allesamt die Guten sind und jeder, der sich von den Teddybärenwerfern distanziert, ein ausgemachter Fremdenhasser und Neonazi. Jedwelches anderes Denken wäre für die derzeit eingeschlagene Politik kontraproduktiv und muss im Ansatz bereits unterbunden werden. Das zeigt sich auch in den Meldungen der Polizeisprecher bei bestimmten Vorfällen, - auch hier wurde von oben klar vorgegeben, was sein darf und was deshalb nicht sein kann,- auch, wenn die Realität anders ist.

    Darauf wolte ich eigentlich hinaus. Die Kommentare zu dem Video auf der Seite von Strache sind eines. Natürlich nicht unbedingt zu begrüßen, weil oftmals unqualifiziert. Kein Mensch aber analysiert, wo das eigentlich herkommt. Niemand zeigt auf, dass die Politik die einfach gestrickten Leute so geformt hat, dass sie derartige Aussagen von sich geben. Sicher gibts da auch einige Leute dabei, die von der Mindestsicherung leben. Die Reaktionen bei der Straßenbahn resp. den Kommentaren auf Straches Seite kann ich in dem Moment nachvollziehen, wenn man das registriert:

    http://www.krone.at/newsfeed/noe-macht-ernst-weniger-sozialhilfe-ab-1-jaenner-druck-auf-wien-story-532744

    Deshalb nehme ich alles mit spitzen Fingern in die Hand, was von den (derzeit meist völlig gelenkten) MSM kommt, - egal, ob es auditiv oder visuell ist. Darauf wollte ich eigentlich mit meinem vorangegangenen Kommentar hinaus. Wir haben keine objektive Berichterstattung mehr, sondern nur mehr gesteuerte Mitteilungen, mit Kommentaren auf den verschiedensten Ebenen, um das, was passiert, in die gewünschte Richtung zu lenken. Ob das, was da an Kommentaren unter Strache steht, wirklich von seinen Anhängern kommt, oder ob da nicht andere ein bestimmtes Bild zeichnen wollten, - ich weiß es nicht. Aber ich glaube auch so gut wie nichts mehr.

    Das mit moralischen und ethischen Bedenken ist natürlich nachdenkenswert, und man sollte dem völligen Sittenverfall entgegenwirken. Wer nun in solchen sozialen Netzwerken wen ankotzt, - das ist kaum mehr nachzuvollziehen. Fest steht, dass von der sog. Antifa-Szene her jede Zeile dazu benutzt wird, um die Glaubwürdigkeit ihrer Politik zu begründen. Obwohl sie im umgekehrten Sinn mit dem selben Kaliber vorgehen. Denke, dass genau das im Artikel des Forumbetreibers zum Ausdruck kommen sollte.

    Allerdings ist die Frage nachder Ethik immer dann schwierig zu beantworten, wenn man die Wahl hat zwischen "dem Teufel und seiner Großmutter". Damit meine ich, dass strikte Ethik mit freier Information manchmal auf Kriegsfuss steht. Eines davon muss dann zurückstecken.

    Genau dieses Problem hatte ich selbst, als ich einen bestimmten Kommentar in ein anderes Forum reingestellt habe. Ich habe mich aber dann trotz ethischer Bedenken für eine Veröffentlichung entschieden und mich auch deshalb mit dem Forumsbetreiber in Verbindung gesetzt. Der ausschlaggebende Grund war, dass man derlei Videos im Netz prinzipiell nicht zu sehen bekommt, weil sie nicht im Interesse der Regierung sind. Aber ich hatte trotzdem große Bedenken wg. der Heftigkeit der Aufnahmen des 2. Videos:

    http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=418728