Was darf Satire?

 

Der österreichische Wahlgewinner und Aussenminister Sebastian Kurz wurde vom deutschen Satire-Magazin Titanic als "Baby-Hitler, den man nun endlich töten darf", bezeichnet. Die Zeitschrift erkennt im Sieg von Kurz die Möglichkeit einer Art Zeitreise, mittels derer man Hitler als Kind (das nämlich er, Kurz, sei) umbringen könnte. Am Tag nach der Wahl  stellte Titanic eine entsprechende mit Fadenkreuz versehene Fotomontage online (siehe Bild oben).

 

Jenseits des Humors

Der Anstand und der Hausverstand sagt einem jeden halbwegs zivilisierten Menschen, dass hier eine Grenze überschritten wurde, die auch von der Satire als Gattung nicht verlassen werden darf. Der große deutsche Satiriker Kurt Tucholsky meinte zwar einmal, dass der Satire alles erlaubt ist, aber auch in seinem damaligen Artikel war keine Rede davon, dass Mordaufrufe in diesem "alles" enthalten sind. Das liegt vermutlich daran, weil Tucholsky in einer Zeit lebte, die von der beginnenden braunen Gewalt geprägt war. Heutige Titanic-Schreiberlinge wissen offenbar über die neuere deutsche Geschichte nicht wirklich Bescheid, sonst würden sie solche "Stories" und Bilder wie das von "Baby-Hitler Kurz" wohl nicht bringen.

 

Was ist Satire überhaupt genau?

Satire wird in der offiziellen Definition des Duden so erklärt: Sie ist eine "Kunstgattung, die Personen und Zustände durch Übertreibung, Spott und Ironie der Lächerlichkeit preisgibt und mit scharfem Witz geißelt". Von (wenn  auch noch so "witzig" gemeinten) Mordaufrufen und Tötungsempfehlungen steht dort genauso wenig wie bei Tucholsky.

 

Deutschlands "Satiriker" im Fettnapf

Im Jahre 2016 hatte Deutschland die letzte große Satire-Krise: Der Moderator Jan Böhmermann hatte in einer "Schmähkritik" den türkischen Staatschef Erdogan der Sodomie und verschiedener anderer ungustiöser Praktiken geziehen und wurde daraufhin von Erdogan geklagt. Die Klage und die Schmähschrift fanden damals großen Widerhall in allen Medien und landauf, landab wurde diskutiert, ob politische Satire Grenzen haben soll oder nicht. Gewaltaufrufe waren aber auch damals nicht das Thema. Und man mag den Beitrag von Böhmermann als entbehrlich oder köstlich empfingen, als derb oder gelungen, er bewegte sich immerhin im Rahmen der oben genannten Satire-Definition.

 

Eine neue "Qualität"

Der jetzige Titanic-Artikel über Sebastian Kurz hat aber eine ganz andere Qualität: Hier wurde die zur Satire gehörige Schmähung und der scharfe, unflätige Witz durch eine implizite körperliche Drohung ersetzt und trotzdem als eine "Satire" verkauft. Die deutschen Journalisten haben damit ihre geschützte Werkstätte verlassen und sich in juristisch gefährliche Gewässer manövriert. Die Behörden sind bereits an der Sache dran, das Magazin wurde bereits angezeigt. 

 

Schauen wir aber noch einmal zum Präzedenzfall  Böhmermann. Der bekannte deutsche Literaturwissenschaftler Stefan Neuhaus hat damals eine Analyse verfasst, worum es bei einer Satire grundsätzlich geht. Er schrieb 2016 in seinem Artikel: "Zum Übertreibungsgestus der Satire gehört bereits seit Kurt Tucholsky, dass sie, mit einem juristischen Begriff gesagt, Personen der Zeitgeschichte der Lächerlichkeit preisgibt, lustvoll und ohne Rücksicht auf Tabus.

 

Wichtig ist festzuhalten: Die Herabsetzung bezieht sich nicht auf die Person, sondern auf das, wofür sie steht. Die reale Person wird zur literarischen Figur, zur Repräsentantin des ‚Schlechten‘. Zugleich wird die Herabsetzung mindestens doppelt als Literatur, also als Kunst markiert, denn die Satire wird sichtbar durch den Tabubruch einerseits und die Komik, mit der dieser Tabubruch geschieht, andererseits.

 

Allerdings kann man Satire nur dann verstehen, wenn man in der Lage ist, die Rahmungen, die die Satire als Satire markieren, zu erkennen und die Komik des Tabubruchs wahrzunehmen.

Wer diese beiden basalen Zuordnungsvoraussetzungen nicht kennt, kann Satire nicht ‚lesen‘ und wird gegen sie opponieren – dies ist allerdings eine gewollte Provokation. Denn die Satire wird, insbesondere als politische Satire, immer auch getragen von der aufklärerischen und postaufklärerischen Absicht, zur Freiheit erziehen zu wollen."

Die inkriminierte Titanic-Story passt nicht in diese Rahmungen. Damit ist klar, dass die auf Sebastian Kurz gemünzte "Satire", in der er als ein zu tötender Baby-Hitler dargestellt wird, definitiv keine Satire ist, sondern - ja was eigentlich? Ein strafbares Delikt? Eine eindeutige Morddrohung? Oder ist die Geschichte einfach nur ein unsäglicher verbaler Mist, der dem sichtlich schwer erkrankten linken deutschen Humor entsprungen ist? Jedenfalls kann man für diesen weit jenseits der Peinlichkeit angehäuften journalistischen Dreck nicht einmal mehr Verachtung aufbringen. Und das will angesichts einer generell erbärmlich gewordenen Qualität der heutigen Satire wirklich etwas heissen. 

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Kommentare: 16
  • #1

    michaelcollins (Dienstag, 17 Oktober 2017 08:05)

    Man könnte meinen, die Deutschen hätten andere deutlich größere Sorgen als Sebastian Kurz.
    Und der erwähnte Anstand und der Hausverstand scheint mir bei einigen, vielen Linken eher dürftig zu sein.
    Die Deutschen haben sehr viele Vorzüge, aber Humor gehört nicht unbedingt dazu.
    Sie fragen, was diese "Satire" sein soll : ich meine, es ist ein Aufruf zu einer Straftat und könnte bei einigen Eingehirnzelligen Folgen zeitigen.
    Das kommt davon, wenn man in D die journalistische Deutungshoheit den Linken jahrzehntelang überlässt. Sie fühlen sich omnipotent. Aber trösten Sie sich, Titanic, irgendeinen deutschen Pressepreis werden Sie schon dafür bekommen.

  • #2

    Martin H. (Dienstag, 17 Oktober 2017 08:51)

    Na und? Ein wenig übertrieben. Viel schlimmer ist, daß Kurz nicht für Veränderung steht. Er ist System, bis ins Knochenmark. Eben ein Sorosbruder.

  • #3

    nur eine Meinung (Dienstag, 17 Oktober 2017 09:28)

    @Martin H.
    Das mit dem Sorosbruder ist bereits entlarft und war eine gesetzte Ente vom politischen Gegner. (Schmutzkübelkampagne...)

    Google Suche: kurz soros fake

  • #4

    Adept (Dienstag, 17 Oktober 2017 10:05)

    Die linke Guerilla darf alles.....würde ein konservatives Blättchen ähnliches über die fette Schlampe Claudia Roth bringen, würde der Staatsanwalt aktiv werden.
    Satire aus.

  • #5

    Enka Latineg (Dienstag, 17 Oktober 2017)

    Interessant, was heutzutage alles zur Kunst zählt. "Künstler " Böhmermann und der Fadenkreuztitan kamen und kommen sich wahrscheinlich schick und genial vor.
    Solche Hybris ist schon im pathologischen Bereich anzusiedeln.

    Auch ist gerade ein Satirebild über Herrn Gauland im Umlauf, welches ihn ohne Hose mit schlecht sitzender Unterhose, Sockenhaltern und schräg nach vorne ausgestrecktem Arm hinter dem Rednerpult im Bundestag zeigt.
    Die Geschmacklosigkeit der in Deutschland beheimateten Linken ist nicht nur gegen andere Länder bzw. Personen daraus gerichtet, aber nie gegen Linke.

    Schlimm ist, dass die Autoren derartiger "Satire" bei ihren einschlägig indoktrinierten Vorgesetzten offene Augen und Ohren finden. Wäre die freiwillige Selbstkontrolle intakt, dann würden diese "Kunstwerke" vielleicht in internen Redaktionsbesprechungen Schenkelklopfer erzeugen, aber niemals Freigabe zum Druck/zur Sendung bekommen.


  • #6

    Martin H. (Dienstag, 17 Oktober 2017 11:30)

    @ nur eine Meinung
    Eben Fake Fake News!

  • #7

    Martin H. (Dienstag, 17 Oktober 2017 11:40)

    Wenn der ECFR Kurz als Mitglied führt, wird es wohl stimmen.
    Beide Soros sind unter Hungary aufgelistet.

    Kurz ist ECFR Mitglied!

    Soviel zur heutigen Fake News!

  • #8

    DIE FREIE WELT (Dienstag, 17 Oktober 2017 12:00)

    hat durch äußerst wichtige Links schon erklärt, was zu tun ist und wie und bei wem:

    https://www.youtube.com/watch?v=wNtANKkJ7sQ&feature=youtu.be&t=1239 (Sinn: die Schulden Europas, Luxemburg)

    https://youtu.be/wNtANKkJ7sQ?t=1952 (Sinn: Enteignung deren, die das Geld haben)

    https://www.youtube.com/watch?v=R_VIS3xPPYE&feature=youtu.be&list=PL49037FEF66DD78D6&t=2671 (Flassbeck: Enteignung der Reichen)

    https://www.youtube.com/watch?v=61ODqVeFYc0&feature=youtu.be&t=4946 (Flassbeck: besteuern der Reichen nötig)

    https://www.youtube.com/watch?v=dQ1s7lc-DRk&feature=youtu.be&t=638 (Bontrup: reiche, faule Lumpen)

    https://www.youtube.com/watch?v=CYPwxs5Wd0A&feature=youtu.be&t=177 (Florian Homm: pleite gehen lassen!)

    https://www.youtube.com/watch?v=SfuVWwiGfhU&feature=youtu.be&t=1672 (Prof. Dr. Heiner Flassbeck zur Inflationspolitik mittels der Löhne)

  • #9

    @ Martin H. (Dienstag, 17 Oktober 2017 11:40) # 7 (Dienstag, 17 Oktober 2017 12:11)

    So fängt man extrem dumme Leute: Man nimmt sie in eine Liste auf oder vergibt einen Orden oder einen Preis, gute Noten, Zertifikate, Zeugnisse, Urkunden, Pokale, Sternchen …

    Und diese dreckigen, dummen Zerstörer, die solche dreckigen Gruppen unterstützen, weil es ihnen wichtiger ist dazuzugehören, als den Völkern zu nutzen, fangen die noch Dümmeren (die Bürger!).

    Gemeinsam seid ihr ein drecksdummer Haufen dämlicher, nein: dämlichster – der dämlichsten überhaupt – SäugeTIERE.

  • #10

    Was darf Satire? (Dienstag, 17 Oktober 2017 12:53)

    Ja, was? Aber: Wer über so etwas nicht
    hinwegsehen kann oder will, der ist
    ohnehin nicht ganz dicht, ein Tschentscher,
    ein Plärrer, ein äußerst verächtlicher
    Typ, schlimmer noch als solcher
    Dreckssatiristiker, um einige Neologismen
    angewendet zu wissen.

  • #11

    »… einem jeden halbwegs zivilisierten Menschen …« (Dienstag, 17 Oktober 2017 13:00)

    Ein, ach, so lieber Spruch. Sagte jemand, dass 98 % des Volkes äußerst überdrüberdämlich sei, würde es keinen Aufschrei geben: jedes noch so Betroffenen Gewissen verlangte sofort, sich zu den 2 verbleibenden Prozent zu zählen und plötzlich fühlten sich 100 % der Menschen klug.

    Das nennt man Psychologie! – Das Vergehen am Geist der Massen, sie auf diese Weise zu betrügen.

  • #12

    http://www.mmnews.de (Dienstag, 17 Oktober 2017 15:36)

    So was ist wesentlich schlimmer als üble satirische Nachrede. Das schädigt ein ganzes Volk. Der Sprech über so ’nen Kurz ist dagegen völlig furz.

  • #13

    Hans Kolpak (Dienstag, 17 Oktober 2017 16:11)

    Die Grenzen des Erlaubten hängen vom politischen Lager ab und werden mit zweierlei Maß gemessen.

    http://www.dzig.de/Netzwerkdurchsetzunggesetz-und-Angst
    Michael Winkler in seinem Tageskommentar zum 1. Oktober:
    Heute beerdigen wir ein weiteres Stück Meinungsfreiheit. Der scheidende und hoffentlich nie wieder auftauchende Gestapo-Minister und Deutschenfeind Heiko Maas hat uns das Netz-Durchsetzungsgesetz beschert, das "Haßkommentare" im Internet verfolgt.

    Da "Haß" jedoch nicht festgelegt ist, kann jeder Staatsanwalt willkürlich entscheiden, ob ein Kommentar "islamfeindlich" ist, der aus dem Koran zitiert, oder ob eine "schützenswerte Minderheit" angegriffen wird, wenn das Wort "Wirtschaftsflüchtling" fällt.

    Nur in einem Punkt dürfen Sie sich sicher fühlen: Wenn Sie die Deutschen in ihrer Gesamtheit beschimpfen, ihnen Tod, Pest oder wenigstens die Krätze an den Hals wünschen, oder Sie direkt zu deren Ausrottung aufrufen, ist das keinerlei Haß, sondern allenfalls Satire oder gar Kunst.

  • #14

    Wilhelm Scheidl (Dienstag, 17 Oktober 2017 19:40)

    Kurt Tucholsky, der sich selbst als linken Demokraten und Intellektuellen bezeichnete, war auch Satiriker. Von ihm stammt darüber folgendes Zitat:

    "Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an." Dessen ungeachtet, ist jeder Aufruf zu Mord und Gewalt strafrechtlich zu verfolgen und hat daher mit Satire nichts zu tun.

    Für mich ist der Ausgang der NR-Wahl erschütternd, da die Regierungskoalition im Wesentlichen bestätigt wurde. Und das, obwohl kleinere Parteien zur Verfügung gestanden sind, die nicht dem linken Lager zuzuordnen sind. Das ist wiederum ein Beweis dafür, wie die Mehrheit der Wählerschaft tickt und wie stark sie manipulierbar ist.

    Fazit: Das System ist in Wahrheit unreformierbar, selbst dann, wenn eine der sogenannten rechten Parteien die Absolute hätte. Die Dekadenzen sind in allen Bereichen schon zu weit fortgeschritten. Vielleicht ist das auch so gewollt.


  • #15

    Als er noch lebte, sagte er schon: (Dienstag, 17 Oktober 2017 19:41)

    https://www.youtube.com/watch?v=PpEEftNoqM0

  • #16

    @ Wilhelm Scheidl (Mittwoch, 18 Oktober 2017 22:38)

    »… Dessen ungeachtet, ist jeder Aufruf zu Mord und Gewalt strafrechtlich zu verfolgen und hat daher mit Satire nichts zu tun …«

    Dann hättet ihr alle Unterzeichner von internationalen, militärischen Verträgen in den Kerkern. Das wär gut: 183 schlechte Menschen im Ösireich weniger, ganz ohne Mordaufruf.