Jesus war kein Flüchtlingskind

Politisch linksorientierte Menschen haben es üblicherweise nicht so mit der Kirche und dem Christentum. Wenn aber Kirchenfeste wie Weihnachten Anlass und Möglichkeiten bieten, sie für die eigenen, oft sinistren Zwecke zu instrumentalisieren oder gar den Christen aus demselben Grund die Evangelien erklären zu wollen, dann werden die üblichen Kirchenkritiker, die das restliche Jahr meist Häme gegenüber dem Christentum verbreiten, plötzlich zu Bibelspezialisten und beherrschen scheinbar die Exegese der Heiligen Schrift besser als die Theologen und Priester.

 

Die Familie war nicht auf der Flucht

Alle Jahre wieder wird in diversen Artikeln und Kommentaren der Mythos verbreitet, Jesus wäre ein Flüchtlingskind und seine Geburt in Bethlehem deswegen eine dramatische und gefährliche Angelegenheit gewesen. Das ist aber nach dem offiziellen und in jeder Weihnachtsmesse verlesenen Weihnachtsevangelium von Lukas  definitiv nicht wahr. Maria und Josef waren gemäß dem Evangelisten Lukas auf dem Weg zu einer von Kaiser Augustus angeordneten Volkszählung, die zur Erstellung der Steuerlisten angeordnet worden war. Die Einwohner Judäas mussten deswegen in ihre Geburtsstadt reisen, um sich dort zu melden. Maria und Josef brachen deswegen auf, fanden aber zur Zeit der Niederkunft kein freies Zimmer in den Herbergen und mussten sich mit einem Stall begnügen (was damals kein ungewöhnlicher Platz für Reisende war). Die Geburtsgeschichte aus dem Stall in Bethlehem wird trotzdem fälschlicherweise immer wieder als Flüchtlingsgeschichte dargestellt. 

 

Eine andere Version

Freilich, der Evangelist Matthäus erzählt eine andere Version von Weihnachten bzw. der Zeit danach. Sie gilt allerdings nicht als das klassische Weihnachtsevangelium. Nach den Beschreibungen des Matthäus war der als brutale Schlächter verrufene und in ständiger Angst vor Attentaten lebende König Herodes höchst besorgt, dass laut den kursierenden Informationen ein neuer König der Juden (eben der Messias) geboren werden würde. Als er von Jesu Geburt hörte, schickte er Kundschafter aus, die bei Matthäus als "die Weisen" bezeichnet werden. Nach der Verifizierung der Geburt ordnete Herodes die Tötung aller männlichen Kinder unter zwei Jahren an. Er wollte sichergehen, dass nirgendwo ein Erstgeborener als Messias gefeiert werden könne.

 

Laut Matthäus wurde Josef rechtzeitig von einem Engel gewarnt und er floh danach mit seiner Familie nach Ägypten, um sich dort vor den Häschern des Königs zu verstecken und das Leben des Kindes zu retten. Nach dem Tod des Herodes kehrten Maria und Josef wieder nach Judäa zurück. Das war also keine Flucht, die der heutigen Massenmigration in irgendeiner Weise gleichzustellen ist. Es ging damals um eine ganz konkrete persönliche Bedrohung und nicht um wirtschaftliche, kulturelle oder religiöse Motive. Die Reise von Jesus, Maria und Josef erfolgte auch bloß über die nächste Grenze. Die heutige Massenmigration erstreckt sich hingegen über Kontinente und es migrieren kaum Familien, sondern vor allem junge Männer - aus wie gesagt gänzlich anderen Motiven.

 

Ein Missbrauch des Evangelisten

Die Matthäus-Geschichte wird trotzdem gern von linken Zynikern als "Beweis" dafür missbraucht, dass die Heilige Familie ein typisches Migrantenschicksal durchgemacht hätte und dass daher gerade die Christen das größte Verständnis für Flüchtlinge aller Art haben müssten. Das ist natürlich eine unlautere und anmaßende Argumentationstechnik. Christen sollten auf diese meist als Provokation gemeinten Anwürfe und Falschmeldungen nicht hereinfallen und sie gar nicht ernst nehmen. Apropos: Jeder ernstzunehmende Mensch wird anderen Menschen in echter Not und körperlicher Bedrängnis Hilfe vergönnen und selber etwas dazu beitragen, Notsituationen zu beheben oder zumindest zu lindern. Dazu braucht man keine linken Bibel-Exegeten, die das Evangelium offensichtlich noch weniger verstanden haben oder verstehen wollen als ihren Marx und ihren Engels.

 

Klare Worte sind notwendig

Christen müssen aber stets auch klarstellen: Die Bereitschaft zur Hilfe bedeutet nicht, dass man Migranten aller Art über tausende Kilometer nach Europa kommen lassen oder diese sogar per Jet einfliegen muss, wie dies kürzlich in Italien geschehen ist. Und Nächstenliebe heisst definitiv nicht, dass man kritiklos der Massenmigration das Wort reden und alle aufnehmen muss. Das Gegenteil ist wahr: Verantwortungsvolle Hilfe und ein vernünftiges Bewältigen der Migrationskrise kann nur in den Herkunftsregionen stattfinden. Und am allerwenigsten wird die Lösung der Krise in den von sauertöpfisch-atheistischen Besserwissern und linken Provokateuren besetzen Redaktionsstuben gelingen, aus denen zu Weihnachten regelmäßig süffisante Kommentare an die Öffentlichkeit dringen.

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Kommentare: 11
  • #1

    unbedeutend (Dienstag, 26 Dezember 2017 10:15)

    Wenn ich mir eine kleine Korrektur erlauben darf: Im Matthäusevangelium handelt es sich nicht um eine andere Version der Geburtsnacht, sondern um ein anderes Ereignis, das einige Zeit später (Tage oder vielleicht Wochen) stattgefunden hat. Josef, Maria und Jesus befanden sich nicht mehr in der Notunterkunft eines Stalles, sondern in einem Haus (Mt 2,11), als sie von den Weisen besucht wurden, durch die Herodes erst auf die Geburt des Messias aufmerksm wurde.
    Aber auf jeden Fall Danke für die klärenden Worte!

  • #2

    Marcus Franz (Dienstag, 26 Dezember 2017 10:28)

    ad #1: Danke, ja, das war missverständlich formuliert - hab es korrigiert! Besten Gruß, M.F.

  • #3

    Wilhelm Scheidl (Dienstag, 26 Dezember 2017 14:08)

    Wir Christen sind in diesen Umbruchs-Zeiten in besonderer Weise gefordert, da unsere amtlichen Kirchenvertreter nur sehr vereinzelt an der Verbreitung der Wahrheit interessiert sind. Es dürfte die Angst vor Aufklärung und die unübersehbare Verbindung zum politischen Establishment sein, die dieses antichristliche, feige und mutlose Verhalten hervorruft. Alle - auch sämtliche Vertreter der Nichtregierungs-Organisationen - klammern sich an die Wahrheits-zerstörende aber mächtige Politik, nichtsahnend dass dieses unsinkbar geglaubte Schiff kurz vor dem Untergang steht.

    Zum Christ-sein habe ich einen passenden Spruch gefunden, den ich voll und ganz teile:
    "Ein Christ verhält sich nicht christlich sondern biblisch. Ein Christ folgt nicht dem Christentum sondern Christus. Ein Christ ist nicht politisch korrekt sondern biblisch korrekt. Ein Christ hält nicht zur Mehrheit sondern zur Wahrheit" (christina g)

  • #4

    Luke Lametta (Dienstag, 26 Dezember 2017 15:05)

    Dass die Notunterkunft ein "Stall" war, ist mW auch umstritten. Lukas soll das entsprechende Vokabel nur noch ein einziges Mal verwendet haben, und zwar um die Herberge (=> Herberge!) des Letzten Abendmahls zu beschreiben - das Obergeschoss eines Wirts/Gasthaus'.

  • #5

    Josef Reiberg (Mittwoch, 27 Dezember 2017 08:55)

    Endlich jemand, der die links-theologischen Scheinargumente entlarvt! Was Sie nicht sagen: Es handelt sich bei der ganzen Weihnachtsgeschichte, die ca. 100 Jahre nach Christi Geburt zusammengebastelt wurde, sowieso um ein Märchen (wenn auch ein schönes).

  • #6

    michaelcollins (Mittwoch, 27 Dezember 2017 09:55)

    Wieder ein Artikel, der mir sehr gut gefallen hat.
    Die Richtigstellung des Missbrauchs von christlichen Themen durch Linke und Atheisten.
    Wie Sie richtig sagen, das ganze Jahr können sie nicht genug schäumen und schmutzkübeln gegen das Christentum, aber wenns passt, dann holt man das Halbwissen hervor.
    Leider lassen sich auch viele Christen auf diese Scheinargumente ein, fallen darauf herein.
    Man kann die Nichtchristen aber sehr schön hereinlegen, indem man fragt, was sie denn persönlich für, ich nenne sie Pseudoflüchtlinge getan haben. Dann werden sie sehr sehr still oder faseln von "habe ja genug Steuern bezahlt", ein besonders heiteres Argument von Arbeitsvermeidern.
    Ich jedenfalls ohne Eigenlob habe nur christliche Nächstenliebe für Leute getan, die ich persönlich kenne und die unverschuldet in eine prekäre Situation geraten sind.
    Fernstenliebe liegt mir äussert fern.

  • #7

    michaelcollins (Mittwoch, 27 Dezember 2017 09:57)

    PS:
    was mich besonders freut, ist, dass Sie D. Franz nun auch zu Kommentaren schreiben, was ich immer wieder erbeten habe.
    Danke dafür.

  • #8

    Diederich Heßling (Mittwoch, 27 Dezember 2017 15:31)

    Was alle bei allen Diskussionen aber wieder übersehen ist, daß es sich HEUTE keinesfalls um Flüchtlinge sondern um Wirtschaftsmigranten und eine Aggressionsarmee von kampffähigen Männern zur feindlichen Übernahme (einschließlich der in jedem Krieg massenhaften Anwendung von Vergewaltigungen und Demütigungen der einheimischen Männer) handelt.
    Von Flüchtlingen ist nicht die Spur!

  • #9

    Hartmut Pilch (Freitag, 29 Dezember 2017 12:37)

    Diesmal sind es ja Papst Bergoglio und seine Statthalter in Deutschland, Frankreich und Italien die jene sinistren Weihnachts-Flüchtlingskitsch-Geschichten predigen. Somit sind gerade nicht mehr die Linken der jeweiligen Länder gezwungen, sich als die besseren Theologen auszugeben.

  • #10

    Trevor T. (Freitag, 29 Dezember 2017 20:11)

    Noch etwas zur "Nächstenliebe": Im hebräischen Urtext der Bibel heißt es: "Du sollst deinen Volksgenossen lieben wie dich selbst!". Nein das ist kein Nazilatein. Das betreffende hebräische Wort "rea" bedeutet "Volksgenosse" und wurde von Luther mit "Nächster" übersetzt. Ich wollte es erst auch nicht glauben, ging in die Biliothek, suchte mir eine hebräische Bibel und ein Wörterbuch, und nach einer Stunde Recherche war ich schlauer. Ich schätze, die Pfaffen wissen das und haben sich bereits eine Ausrede a la "Die Bedeutung des Wortes ´rea` hat sich halt im Laufe der Zeit geändert" parat.

  • #11

    Barbara (Samstag, 30 Dezember 2017 00:12)

    Ein Artikel, der einiges klarstellt.