Die Meinungs-Knebler

Mutig und tapfer hat er gekämpft, aber - "Der letzte Kreuzritter" ist nicht mehr. Nein, es geht hier nicht um irgendeine christlich motivierte Don Quijoterie eines späten Kämpfers gegen das Morgenland, sondern um eine soeben geschlossene Kolumne in der einst als bürgerlich und liberal-konservativ wahrgenommenen Tageszeitung "Die Presse".

 

Martin Leidenfrost, der Autor der nämlichen Glosse, ist ein österreichsicher Schriftsteller und, notabene, bekennender Katholik. Er schreibt nicht nur gut, er hat in seiner leider nur ein Jahr währenden Kolumnisten-Tätigkeit für "Die Presse" regelmäßig Mut, Witz und den Willen zum Bekenntnis bewiesen. Seine Offenheit und seine mangelnde Scheu, kritische gesellschaftliche Entwicklungen anzusprechen  sowie  seine katholische Positionierung waren vermutlich der Grund, warum man ihn seitens der Chefredaktion als Kolumnisten engagiert hat - und diese Eigenschaften waren womöglich auch genau der Grund, warum man ihn nun wieder geschasst hat.

 

Herr Leidenfrost beging nämlich ein Sakrileg ungeheuren Ausmaßes: Er hat sich nicht dem medialen Mainstream gebeugt und er hat konservative, kritische Artikel geschrieben. Und dann beging er die ultimative Sünde: Leidenfrost hat die #EheFuerAlle in seiner unnachahmlichen und treffenden Art aufs Korn genommen und sie als Unding mit weitreichenden Konsequenzen dargestellt. Dafür hat er von der Lobby und den üblichen Verdächtigen umgehend mächtig Prügel kassiert, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung absolut seiner Meinung ist. Der Aufruhr war so enorm, dass der kryptolinke Chefredakteur der Presse, Herr Rainer Nowak, offenbar starkes Muffensausen bekam, alle angeblich so hehren journalistischen Grundsätze seiner altehrwürdigen Zeitung über Bord warf und den Herrn Leidenfrost gleich mit.

 

Fü die Presse, die sich seit 1848 der Freiheit, den Bürgerrechten und der freien Meinungsäußerung verschrieben hat, ist diese Aktion der ultimative Offenbarungseid. Zunächst engagiert man einen Schriftsteller, damit er seine katholisch geprägte Sicht der Welt darstellt und dann wirft man ihn genau deswegen wieder hinaus. Am Ende war die Meinungsäußerung dann offensichtlich doch zu frei...

 

Ein Gutes hat diese erbärmliche Posse: Wir wissen nun endgültig, wo die Presse heute steht. Zwar ist die Zeitung über die Styria-Gruppe und über mehrere Zwischenebenen im Besitz der Katholischen Kirche (ein besonderes Schmankerl in diesem Zusammenhang), aber in der Realität ist sie längst ein verkappter Linksausleger und ein Organ der heute im linken Spektrum so häufig anzutreffenden Medien-Moralisten geworden. Das sind jene Leute, die wirklich glauben, sie würden kraft ihrer Tätigkeit die öffentliche Meinung und die herrschende Moral herstellen dürfen. Zumindest fühlen sie sich dazu berufen und legitimiert.

 

Konservativismus und traditionelle Bürgerlichkeit gehören einfach nicht zu jener hypermoralistischen und selbstgerechten Weltsicht, die Reporter wie Chefredakteur Rainer Nowak vertreten. (Natürlich ist es auch möglich, dass sich der nämliche Chefredakteur mit solchen Aktionen für höhere Weihen beim direkten Konkurrenten "Der Standard" andienen will. Weltanschaulich würde er ganz gut dort hinpassen und sein Pendant dort, der mittlerweile nicht mehr ganz neue Chefredakteur Martin Kotynek ist vielleicht doch nicht der erfolgreiche Medienmann, als der er angekündigt worden war).

 

Zurück zur "Presse". Gerade ein Medium, das seit jeher starke Meinungen präsentieren will und großen Wert auf Gastkommentatoren verschiedener Provenienz und mit verschiedenen Weltbildern legt, macht sich durch eine solche Aktion völlig unglaubwürdig. Wie will die Zeitung diesen Schritt "verkaufen"? Chefredakteur Nowak schrieb in einer kleinen Info-Box am Samstag, dass man sich mit Martin Leidenfrost auf "keine gemeinsame Linie für das Format einigen" konnte. Das klingt irgendwie beunruhigend und nach klassischer Zensur. Denn wie darf man das verstehen? Wollte/musste ihm der Chefredakteur die Inhalte diktieren oder seinen formalen Spielraum einengen? Jedenfalls bleibt ein ganz übler Nachgeschmack. Und hätte ich mein Presse-Abo nicht schon längst gekündigt, dann würde ich es noch heute tun. 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Espinaca (Sonntag, 02 Dezember 2018 10:47)

    DiePresse ist Mitglied im Soros project-syndicate.org
    Ebenso der DerStandard.
    Das ist Hegelianische Dialektik vom Feinsten: Control both sides.

  • #2

    Rudolf Zlabinger (Sonntag, 02 Dezember 2018 11:48)

    Gibt es eine Aussage von Herrn Leidenfrost dazu?

  • #3

    Wilhelm Scheidl (Montag, 03 Dezember 2018 10:53)

    Das ist leider nichts Neues im Westen. J.F. Kennedy hat diesen Kampf verloren und der amtierende Präsident hat diesen Kampf wieder aufgenommen mit ungewissem Ausgang.
    Der US-amerikanische Journalist John Swinton (1829 - 1901) hat es - aus welchen Gründen immer - so auf den Punkt gebracht: "Unser Geschäft von uns Journalisten ist es, die Wahrheit zu zerstören, freiheraus zu lügen, zu verfälschen, zu Füßen des Mammons zu kriechen und unser Land und seine Menschen fürs tägliche Brot zu verkaufen ..."
    Friedrich Christian Fürst zu Schaumburg-Lippe hat es in einem Satz so zusammengefasst: "Wer von der Lüge lebt, muss die Wahrheit fürchten."

  • #4

    Rauchmelder (Mittwoch, 05 Dezember 2018 18:59)

    Die grünlinke Medienhegemonie lässt sich von Grenzen nicht aufhalten. Ob also auf der ersten Seite einer Zeitung der eine oder der andere Name drauf steht, ist nur eine kosmetische Frage.