Kirche, Medien und Doppelmoral

"Die Stiftung Katholischer Medien Verein fördert aus ihren Erträgen christliche Medienarbeit, insbesondere die Bildung von Medienfachleuten, die Herstellung und Verbreitung von Medienwerken aller Art, die dem Geist der katholischen Kirche und ihrer Lehre, dem Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft, der ökumenischen und interreligiösen Begegnung, der katholischen Soziallehre, dem Schutz der Menschenwürde und den Grundsätzen von Demokratie und Völkerverständigung dienen.“

 

Also steht es wortwörtlich im Impressum des österreichischen Medienriesen „Styria Media Group AG“ geschrieben, dessen Eigentümer zu 98,33% die Stiftung „Katholischer Medien Verein“ ist. Der Text liest sich schlüssig und bekennt sich zum katholischen Weltbild.  Warum dieses Impressum aber höchst problematisch und die gelebte Wirklichkeit mit demselben in einzelnen Bereichen überhaupt nicht übereinstimmt bzw. wieso das Impressum der Stiftung sogar krasse Widersprüche und moralisch schmerzhafte Fragen erzeugt, weiß man erst, wenn man sich die Produkte der Styria näher ansieht.

 

Was macht die Styria?

Die Styria Group ist in den verschiedensten Segmenten des Medienwesens aktiv. Zur genannten Gruppe gehören die Tageszeitungen „Die Presse“ und „Die Kleine Zeitung“, die Wochenzeitung „Die Furche“ und diverse Magazine wie „Diva“, „Wienerin“ und „Miss“. Darüber hinaus besitzt die Styria auch Radiostationen und Verlage. Insgesamt ist der Konzern mit 400 Millionen Umsatz einer der größten Medienbetriebe im Lande.

 

Manche Redaktionen konterkarieren den katholischen Auftrag

Abgesehen von diversen Gastkommentaren Andersmeinender wird man in den bekannteren Medienprodukten der Styria (wie etwa in der „Presse“ und in der „Furche“) kaum redaktionelle Artikel finden, die der oben genannten Grundlinie der Stiftung widersprechen.

 

Anders sieht die Sache in den Magazinen aus. In der „Wienerin“ etwa bekannte sich die Chefredakteurin offen dazu, das Frauenvolksbegehern zu unterschreiben. In diesem Volksbegehren wird unter anderem gefordert, dass die Abtreibung auf Kassenkosten durchgeführt und in allen Spitälern Österreichs angeboten werden soll.

 

Für die Abtreibung sein – eine förderungswürdige Haltung?

In der „Wienerin“ erscheinen immer wieder redaktionelle Beiträge, die sich mit dem Thema Abtreibung beschäftigen und es ist kein Geheimnis, dass sich ein Teil der Redakteurinnen eine Liberalisierung der Abtreibung wünscht. Ok, das ist halt die Meinungsfreiheit, könnte man sagen. Aber: Wie passt diese Meinungsfreiheit zur Grundposition der Katholischen Kirche und in welcher Weise erfüllt sie den im Impressum festgeschriebenen Auftrag der Stiftung? Anders gefragt: Welche Doppelmoral treibt die Styria dazu, abtreibungsfreundliche Positionen zu unterstützen und diese auch noch im wahrsten Sinne des Wortes zu finanzieren?

 

Förderung der „Ehe für alle“

Die nächste Problemzone der Styria Group ist das Magazin „Miss“. Dort wurde unlängst eine Story unter dem Titel „Ehe für alle ab 1. Jänner endlich fix“ publiziert. Allein diese Überschrift sagt klar und deutlich, wo die Redaktion in dieser Frage steht. Aber wie ist dieser Standpunkt mit dem christlichen Ziel der Stiftung zu vereinen? Die besondere Ironie dabei: Kardinal Schönborn kritisierte unlängst die „Ehe für alle“ öffentlich und ziemlich scharf – aber in den katholischen, der Kirche nahestehenden Medien dürfen Redakteure ihre Akklamation für diese „Ehe“ offen niederschreiben. Wie passt das alles zusammen?

 

Die Antwort lautet: Gar nicht. Es schadet der Kirche und ihrer Glaubwürdigkeit enorm, wenn sie über Stiftungen diverse Medien betreibt bzw. finanziert, welche die fundamentalen Grundsätze des Katholischen Glaubens aufweichen und diesen zum Teil sogar offen widersprechen. Wenn die Abtreibung verharmlost und die Ehe für alle in diesen Druckwerken unterstützt wird, fehlen einem eigentlich die Worte.

 

Apropos Fehlen der Worte: Der Autor dieser Zeilen stellte kürzlich auf Twitter eine offizielle Anfrage an den Kardinal und an ein Mitglied des Aufsichtsrates, wie man denn seitens der Stiftung Katholischer Medien Verein und seitens der Styria Group die Diskrepanzen zwischen christlichem Auftrag und unchristlicher Wirklichkeit erklären könnte. Bis heute kam dazu keine Antwort.

 

(Der Text erschien zuerst auf www.kath.net )

 

 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Wolfram Schrems (Donnerstag, 25 Oktober 2018 09:23)

    Hier eine umfangreichere Recherche von vor zwei Jahren zum gleichen Thema:
    https://katholisches.info/2016/10/29/luegenpresse-gegen-lebensschutz-ein-katholisches-medienhaus-auf-der-falschen-seite/

  • #2

    Wilhelm Scheidl (Donnerstag, 25 Oktober 2018 09:39)

    Das ist genau diese Doppelmoral, die der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche im Besonderen so sehr schadet und ihre Autorität untergräbt. Anstatt beispielgebend vorauszugehen, tut sie alles, um der Links-Ideologie zu fröhnen. Dort fühlt sie sich gut eingebettet, wohlwissend um die Macht der Staatsgewalt. Jesus ist einen ganz anderen Weg gegangen und hat seinerzeit klare Worte gegen das Pharisäertum gefunden.

  • #3

    Specht (Donnerstag, 25 Oktober 2018 10:07)

    Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) weht in der röm.-kath. Kirche ein anderer Geist. Dieser zeigt sich auch im Bau der Vatikanischen Audienzhalle (gebaut 1964 bis 1971), die einem Schlangentempel gleicht. (Google-Suchbegriff „Vatikanische Audienzhalle Schlangentempel“)

    Die Priester heute gleichen dem Schäfer, der die Wölfe zur Schafsherde lockt. Man könnte fast meinen, der Leibhaftige sitzt auf dem Stuhl Petri.

  • #4

    Karl Heinz Jäger (Donnerstag, 25 Oktober 2018 14:01)

    Was schon soll dieser Kardinal dazu noch sagen ?

  • #5

    unbedeutend (Freitag, 26 Oktober 2018 10:25)

    "Die Presse" ist ein extrem abtreibungsfreundliches Blatt.
    https://diepresse.com/home/ausland/welt/5477971/Argentinien_Die-Abtreibung-bleibt-illegal
    "...Doch die alarmierende Erkenntnis hinderte Kirchenvertreter nicht daran, die Gesetzesänderung massiv zu bekämpfen. Unterstützt wurden sie dabei von der evangelikalen Konkurrenz."